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Teilen, entsprach der Bau der dreifachen Bestimmung des Ordenshauses als
Ritterburg, als fürstliches Schloß und als Gotteshaus.
Schon aus der Ferne gewährte die Marienburg einen prachtvollen An¬
blick. Ein doppelter Mauerkranz mit zackiger Wehrbrüstung umgab den ganzen
Burgraum. An allen Ecken und Vorsprüngen erhoben sich kleine Wachttürme;
zwei mächtige Spitztürme bewachten den Eingang an der nördlichen Seite
hinter der Nogatbrücke. Über den Zinnen der Außenmauern stiegen die
roten Wände der Hauptgebäude hoch empor; in schlanken Spitzbogen'reihten
sich Fenster an Fenster. Die mittlere Burg hatte vier Stockwerke; die
großen Säle oder Remter mit ihren hohen Bogenfenstern gingen jedoch durch
Die JUarienburg.
(Dieses Bild ist als große farbige Anschauungstafel im Verlage F. E. Wachsmuth in Leipzig erschienen.)
zwei Stockwerke hindurch. Den ganzen Bau überragte der mächtige Turm der
Marienkirche.
Wer von Osten her der Marienburg nahte, der sah schon von weitem das
in einer gewölbten Nische des Gotteshauses erhöhte, mächtige Bild der Jung¬
frau Maria mit dem Jesuskinde auf dem Arme und dem friedlichen Lilien¬
zepter in der Rechten, wie es wunderbar weit über das Land erglänzte. Wenn
die Ritter zum Kampf wider die Heiden auszogen, dann wandten sie ihre
Blicke noch einmal nach dem verehrten Bilde zurück und gelobten voll christ¬
licher Begeisterung, das Schwert zur Ehre Gottes zu führen, und wenn sie
heimkehrend es leuchtend aus der Ferne wiedererblickten, dann zogen Demut
und Friede in ihre Herzen ein.