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Die Straßen der Stadt, die noch ungepflastert sind, ziehen meist enge
gewunden dahin. Die Häuser sind oft klein, von Fachwerk gebaut und mit
Stroh gedeckt. Doch in den Hauptstraßen stehen auch schon stattlichere aus
Stein. Meist stehen die Giebel nach der Straße. Die Eingänge sind häufig
mit einer Halbtür versehen; über der Tür hängt an einem Schild das gemalte
Zeichen des Hauses (eine güldene Sonne, ein schwarzer Bär usw.). Das^obere
Stockwerk springt über das untere vor, und darin sind wieder Erker und Böller.
An dem Erdgeschoß sind auf der Straße Schuppen und Buden angebaut, auch
die Hauskeller öffnen sich auf die Straße. Zwischen den Häusern erheben
sich großartige Kirchen, riesige, kunstvolle Bauten, in denen die Bürgerschaft
mit Stolz zeigt, was Arbeit und Geld vermag.
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Bürgerliches IDobnzimtner.
(Dieses Bild ist als große farbige Anschauungstafel im Verlage F. Wachsmuth in Leipzig erschienen.)
Da ertönen die Glocken! „Feuer! Feuer!" Es muß in der Nähe des
„Roten Hahnes" sein! hört man. Aus allen Gassen stürzen die Bewohner
mit Eimern, Kübeln, Feuereimern und andern Gefäßen hervor. Alles eilt
dem Brandplatz zu. Eifrig zieht man am Ziehbrunnen die gefüllten Eimer
empor; schnell werden diese von Hand zu Hand weiter gegeben, um das Feuer
damit zu löschen, das schon aus dem Strohdache züngelte. Erst gegen Abend
ist der Brand gelöscht, da das Feuer auf die mit Stroh gedeckten Nachbar¬
häuser übergesprungen war.
Auf dem Marktplatze.
Die Stadt Hat ihren Markttag Heute; am Rathause ist die rote Fahne
ausgesteckt. Solange sie hängt, haben die fremden Verkäufer das Marktrecht.
Zu allen Toren ziehen die Landleute der Umgegend herein, auch die Land-