Full text: Großherzogtum Hessen (H. 20)

schweren Zeiten erlitten. Im Jahre 1521 sehen wir den jungen 
Fürsten mit stattlichem Gefolge auf dem Reichstage in Worms. 
Hier scheint Luther schon einen bedeutenden Eindruck auf ihn 
gemacht zu haben, denn Philipp besuchte den Reformator und 
sprach zu ihm die ermunternden Worte: „Habt Ihr recht, 
Herr Doktor, so helfe Euch Gott." 
Bald darauf bekam er Gelegenheit, sich an fernem Feinde 
Sickingen zu rächen. Der Ritter hatte den Erzbischof von Trier 
angegriffen, doch war er von diesem tapfer zurückgewiesen worden. 
Jetzt verbanden sich Philipp von Hessen und der Pfalzgraf Lud¬ 
wig mit dem Kurfürsten von Trier gegen den Friedensbrecher, 
und die Verbündeten belagerten ihn zuletzt auf feiner Burg 
Landstuhl. Die gewaltigen Mauern der Burg hielten nicht stand 
vor den furchtbaren Geschützen der Fürsten, und Sickingen, selber 
tödlich getroffen, mußte kapitulieren. Bei dem Eintritt der 
Fürsten in die Burg starb Sickingen. In dem Bauernkrieg, 
der bald darauf ausbrach (1525), bewährte Philipp nicht minder 
feine rasche Energie, aber auch feine echt landesväterliche Ge¬ 
sinnung. Er wußte fein Land von der furchtbaren Gefahr, die 
von Franken und Thüringen her nach Hessen hinübergriff , zu 
befreien und leistete dann auch gegen die Aufrührer in Thüringen 
unter Thomas Münzer kräftige Hilfe. 
Inzwischen hatte sich Philipp immer mehr der Lehre Luthers 
zugewendet. Nach dem für die Protestanten günstigen Reichs¬ 
tage zu Speier v. I. 1526 hielt er eine Synode zu Homberg, 
wo die religiösen Angelegenheiten gründlich verhandelt wurden, 
und dann führte er die Reformation in feinem Lande ein. Die 
Klöster und geistlichen Stifter hob er auf und verwendete deren 
Güter für Schulen und zur Gründung der Universität Marburg. 
Philipp wurde nun ein Hauptführer der Reformation. Bei der 
Protestation zu Speier im Jahre 1529 spielte er eine hervorragende 
Rolle. Um die Evangelischen zu vereinigen, veranlaßte er in 
demselben Jahre das bekannte Religionsgespräch zu Marburg 
zwischen Luther und Zwingli. Freilich erreichte er hier nicht 
die gewünschte Einigung der beiden Reformatoren. Auch auf 
dem Reichstage zu Augsburg 1530 vertrat er mit den übrigen 
Protestanten mannhaft feine Überzeugung vor Kaiser und Reich 
und schloß dann mit seinen Glaubensgenossen zum gegenseitigen 
Schutze den schmalkaldischen Bund. 
Im Jahre 1534 sehen wir ihn in uneigennütziger Weise 
für den Herzog Ulrich von Württemberg eintreten. Dieser war 
im Jahr 1519 von dem schwäbischen Bunde aus seinem 
Lande vertrieben worden. Ferdinand, den Bruder des Kaisers, 
der seither das Fürstentum inne gehabt, schlug Philipp in der
	        
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