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881 § l. Ägypter.
1. Das Land der Ägypter, Ägypten, liegt im Nordosten von Afrika.
Es ist nur wenige Meilen breit, von Felsengebirgen und Wüsten eingeschlossen
"nd wird seiner ganzen Lange nach 'vom Nil durchströmt, dem das Land seine
Fruchtbarkeit verdankt. Im September überflutet der Nil seine Ufer, so daß
Dörfer und Städte wie Inseln aus der Flut hervorragen. Nach seinem
Zurücktritt hinterläßt er einen äußerst fruchtbaren Schlamm, in welchem das
Getreide hundertfältigen Ertrag bot, so daß Ägypten , die Kornkammer der alten
Welt genannt wurde.
2. Das Volk der Ägypter hielt sich von aller Welt abgeschlossen, war
ernst und streng und teilte sich in mehrere Stände oder Kasten, die streng, von
einander geschieden waren, so daß der Sohn stets der Kaste seines Vaters zu¬
gehörig blieb. Es gab eine Priester-, eine Krieger-, eine Ackerbauer-, eine
Handwerker- und eine Hirtenkaste. An der Spitze des Staates stand ein
König (Pharao), der Priester und Krieger war. Ihrer Religion nach
waren die Ägypter Heiden; sie verehrten die Kräfte der Natur, namentlich die
alles belebende Sonne unter dem Namen Osiris, daneben die Erdgöttin
Isis. Ein böser Gott war Typhoider die Sommerglut, die Finsternis
und alles Böse den Menschen sendete. Auch manche Tiere, wie Krokodile,
Katzen, Ibisse u. s. w. wurden als Sinnbilder der Götter verehrt; besonders
geschah dies mit dem Apis, einem schwarzer; Stier mit einem weißen Dreieck
auf der Stirn, der dem,, Osiris geheiligt war. Sein Tod rief allgemeine
Trauer hervor. —Die Ägypter glaubten an eine Fortdauer der Seele nach
dem Tode. Sie meinten, diese wandere zu ihrer Läuterung in Tierleiber und
kehre erst nach einigen 1000 Jahren in den ersten Leib zurück. Darum sorgte
mau sür lange Dauer der Leichen, indem man sie mit kostbaren Harzen ein¬
balsamierte und so unverweslich machte (Mumien).
3. Die Bauwerke der Ägypter- sind noch heute bewundernswert. Die
Pyramiden sind ungeheure Steinbauten, die nur schmale Gänge und enge
Grabkammern enthalten zur Ausnahme der Mumien von Königen. Die größte
Pyramide ist höher als der Kölner Dom; an ihr haben 100 000 Menschen
40 Jahre lang gearbeitet. — Jede ägyptische Stadt besaß in Felsen gehauene
Grabkammern (Katakomben) zur Aufnahme der Mumien. Großartige
Tempelruinen findet man in der Nähe des alten Theben. Die zu den Tempeln
führenden Wege waren mit Obelisken besetzt, das sind bis 30 m hohe, aus
einem Stück gearbeitete und polierte Spitzsäuleu. Diese, sowie die Wände der
Grabkammern find bedeckt mit einer Bilderschrift (Hieroglyphen), die nur
den Priestern bekannt war. — Wie in der Baukunst leisteten die Ägypter
Hervorragendes in der Sternkunde, der Medizin, der Mathematik, auch fertigten
sie aus Byssus üud Baumwolle kostbare Gewebe und aus den Blättern der
Papyrusstaude Papier. —
4. Geschichte. Die älteste Hauptstadt war Memphis, vom König Menis ge¬
gründet um 3500 v. Chr. Die Nachfolger desselben erbauten die größten Pyramiden
und legten den See Möris an, der die Bewässerung des Landes regelte. Um 2000
wurde Ägypten durch ein asiatisches Hirtenvolk, die Hiksos, unterworfen, die 500 Jahre
herrschten. In diese Zeit fällt die Einwanderung der Israeliten. Als die Hiksos ver¬
trieben worden waren, kamen einheimische Fürsten zur Fkegierung, welche die Israeliten mit
schwerer Arbeit drückten, bis diese um 1500 von Moses weggeführt wurden. Der wich¬
tigste aus der Neihe der neuen Könige war Ramses der Große oder Sesostris, der
F. Hirts Realienbuch. Alte Geschichte. 1