§ 32. Einfall der Hunnen und dessen Folgen. 
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Sein Leichnam wurde einbalsamiert und in der Marienkirche zu Aachen im 
kaiserlichen Schmucke auf goldenem Stuhle sitzend beigesetzt. Das Haupt war ge¬ 
schmückt mit einer goldenen Krone, ein Schwert umgürtete seine Lenden, ein 
Evangelienbuch lag auf den Knieen, und eine Pilgertasche hing an seiner 
Seite. 
9. Karls Nachfolger, Karolinger, waren meist schwache Regenten. Der 
erste derselben, Ludwig der Fromme, teilte sein Reich unter seine Söhne 
und zwar so ungerecht, daß seine Regierungszeit erfüllt ist von Kämpfen der 
Söhne wider den Vater und der Söhne untereinander. Diese Kämpfe dauerten 
nach des Vaters Tode fort und endeten erst 843 mit dem Vertrage zu 
Verdun (Werdöng). Hier wurde das Reich geteilt in einen östlichen Teil 
(Deutschland) und in einen westlichen (Frankreich). Dazwischen lag ein dritter 
Teil mit Rom und Aachen. Deutschland reichte bis zum Rhein, erhielt aber 
etwa dreißig Jahre später noch Elsaß und Lothringen. In Deutschland herrschte 
Ludwig der Deutsche, er wußte seinem Lande den Frieden zu erhalten. 
Unter seinen Nachfolgern aber brachen die Normannen hon der Nordsee her 
ins Land ein; die Wenden überschritten die Elbe, und an der Donau drangen 
die wilden Ungarn stromaufwärts. So litten alle Gaue Deutschlands unsäg¬ 
lich; aber den Königen fehlte die Kraft, die Eindringlinge zu verjagen, da sich 
die Verwalter der Gaue, die Grafen, zu Herren aufgeschwungen hatten, die 
nach des Kaisers Willen nichts fragten. 911 starb Ludwig das Kind, der 
letzte Karolinger, das Reich im trostlosesten Zustande zurücklassend. (Siehe § 27,1). 
Aufgaben: 1. Warum legen die Araber der Hedschra so hohe Bedeutung bei? 
2. Welchen Vorteil gewährte den deutschen Christen der Anschluß an Rom? 3. Wie 
gelangte jßipin aus den Thron? 4. Wie entstand der Kirchenstaat? 5. Bestimme 
die ungefähren Grenzen von Karls Reich! 6. Warum verdient Karl der Große ein 
deutscher Kaiser genannt zu werden? 7. Wie wurde sein Reich 843 geteilt? 8. Be¬ 
deutung dieser Teilung! 9. Zähle die bisher erwähnten Kaisergeschlechter und Kaiser- 
auf! 10. Wie und durch wen wurde das unter Ludwig dem Kinde dem Verfalle nahe 
Reich gerettet? 11. Erkläre: Koran, Moslemin, Kalif; Grafen, Maifeld! 
11. Abschnitt: 
Oie Völkerwanderung (375—568). 
§ 32. Einfall der Hunnen und dessen Folgen. 
1. Hunnen. Die alten Deutschen wohnten, in viele Stämme gespalten, 
vom Rheine aus nach Osten bis weit in das heutige Rußland hinein. Ihrer 
viele verließen feit 375 ihre alten Wohnplätze. In diesem Jahre kamen die 
Hunnen, ein wildes Reitervolk, aus dem Innern Asiens in die Länder am 
Schwarzen Meer. Sie waren ein mongolischer Volksstamm und von sehr 
häßlichem Aussehen; auf dem kurzen Halse faß ein großer Kopf mit schief ge¬ 
schlitzten Augen, plattgedrückter Nase und hervorstehenden Backenknochen. Sie 
aßen Wurzeln und rohes Fleisch; feste Wohnplätze verabscheuten sie. Der 
Hunne war raubgierig und grausam. Die von den Hunnen zunächst ange¬ 
griffenen Ostgoten, die bis zum Schwarzen Meere hin wohnten, wurden unter¬ 
worfen und nach Westen gedrängt. 
2. Da wurden auch die schon christlichen. Westgoten aus ihren Wohn¬ 
sitzen vertrieben. Auf die Bitten ihres Bifchofs Ulfilas (feine Bibelübersetzung) 
erhielten sie Wohnplätze an der untern Donau; aber durch die Habgier der
	        
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