§ 26. Der Große Kurfürst Friedrich Wilhelm. 
49 
Tummelplatz bald der Kaiserlichen und bald der Schweden und gehörte 
schließlich mit zu den Ländern, die am schrecklichsten zu leiden hatten. 
Aufgaben: 1. Wie kam Brandenburg an die Luxemburger, wie an die Hohen- 
zollern? 2. Zähle deutsche Fürstenhäuser auf und Berichte über ihre Geschichte! 3. Von 
der Gründung welcher Universität ist erzählt worden? 4. Nenne die Teile des Branden¬ 
burgischen Staates i. I. 1618! 5. Welche Erwerbungen bahnte Joachim II. an? 
§ 26. Der Große Kurfürst Friedrich Wilhelm (1640-1688). 
1. Jugend. Friedrich Wilhelm, der Sohn Georg Wilhelms, war 1620 
zu Berlin geboren. Seine Jugendzeit war unfreundlich und ernst, denn 
der Kriegsunruhen und der Pest wegen mußte der Prinz bald nach Küstrin, 
bald nach Stettin gebracht werden. Später sandte ihn sein Vater nach 
Holland, das sich damals des Friedens erfreute. Hier studierte er eifrig, 
fand an seinem Vetter, dem Prinzen von Oranien, das Vorbild eines tüch¬ 
tigen Fürsten und lernte in den Holländern ein Volk kennen, das durch 
weise Staatseinrichtungen und Fleiß zu großem Wohlstände gelangt war. 
Als ihn einige seiner Bekannten zu einem ausschweifenden Leben verführen 
wollten, floh er zu dem Prinzen von Oranien, der gerade Breda be¬ 
lagerte. „Ich bin es meinen Eltern, meinem Lande und meiner Ehre schul¬ 
dig, daß ich fliehe!" äußerte er. Der Prinz aber lobte ihn und sprach: 
„Vetter, Eure Flucht zeigt rechten Heldenmut; Ihr habt das getan, Ihr 
werdet mehr tun. Wer sich selbst besiegt, ist zu großen Taten fähig!" 
2. Seine ersten Regierungssorgen waren darauf gerichtet, aus 
Brandenburg die fremden Kriegsvölker zu entfernen und sich selbst ein zu¬ 
verlässiges Heer zu schaffen. Er schloß mit den Schweden Waffenstillstand; 
dann nahm er die Truppen, die er bezahlen mußte, die aber dem Kaiser 
den Treueid geleistet hatten, für sich selbst in Eid und Pflicht und brachte 
in kurzer Zeit dies sein eigenes Heer auf 8000 Mann, eine damals achtung¬ 
gebietende Macht, mit der er fein Land zu schützen vermochte. Der Minister 
Schwarzenberg sah seinen Einfluß schwinden und starb plötzlich an einem 
Schlagfluß. — Der Kurfürst heiratete Louise Henriette, bie Tochter des 
Prinzen von Oranien. Bei den Friedensverhandlungen trat er, gestützt 
auf sein schlagfertiges Heer, mit großem Nachdrucke auf für feine Glaubens¬ 
genossen und für feine Ansprüche auf Pommern, das nach alten Verträgen 
an Brandenburg fallen sollte, da dessen Herzogshaus während des Krieges 
ausgestorben war (siehe § 25. 6 u. § 23. 6). 
3. In ernster Friedensarbeit suchte er feinem furchtbar verödeten 
und verwüsteten Lande wieder aufzuhelfen. Bald nach seinem Regierungs¬ 
antritte schaffte er in Berlin, das 3/4 seiner früheren Einwohnerzahl ver¬ 
loren hatte, Ordnung; er legte die Lindenallee an (Straße „Unter den 
Linden"). — Auch den anderen Ortschaften seines Landes, Städten und 
Dörfern, wandte er feine treue, landesväterliche Pflege zu. Wer ein in 
der wilden Kriegszeit zur Ruine gewordenes Gehöft' oder Hans wieder 
ausbaute, oder wer jahrelang wüstgelegene Äcker wieder urbar machte, dem 
schenkte er die Besitzung, unterstützte ihn mit Geld und erließ ihm für eine 
F. Hirts Realienbuch. Nr. 20. a
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.