Full text: Geschichte für Volks- und Bürgerschulen : mit Abbildungen (Nr. 5)

Bevölkerung und Produkte. 
weißen Giebelwände hinaus über die wallenden Getreidefluren, als wollten sie 
den Wanderer zur Einkehr einladen, und folgt er ihnen, so empfängt ihn nach 
alter Sitte der Name des Erbauers, ein frommer Spruch und die Jahrzahl des 
Baues über der Eingangsthüre des Gehöftes, auf welchem Enten, Hühner, 
Gänse und Truthühner lärmen, stattliche Rosse arbeitslustig am Wagen scharren, 
blonde Dirnen, den Kamm im zurückgekämmten Haar, behend nach dem Stalle 
eilen, um die strotzenden Euter der Kühe zu leeren, Schweine im Kosen rumorend 
ungeduldig an der Decke über dem Troge rütteln und kräftige Burschen sich 
eben zu einer Wettfahrt vereinigen. Hui, wie fliegen die leichten Wagen rasselnd 
die staubige Straße dahin, sausen über den Anger, daß die Hengste dampfen, und 
der unaufhörlich peitschende Rosselenker, vorn auf dem Wagen stehend , vor Lust 
aufjauchzt! 
Die Batschka ist sehr stark von Deutschen bewohnt, denn nur im Norden 
in der Gegend der teletskaner Hügel findet man 29 magyarische Dörfer, und im 
Süden bewohnen Serben 39 Dörfer, wogegen den Deutschen die übrigen 41 an¬ 
gehören. Schon König Stephan I. errichtete in Baes ein Bisthum, erbaute sich 
hier ein Schloß und hielt mehre Reichstage hier ab. Unter der türkischen Herr¬ 
schaft verarmte und verwilderte das fruchtbare Land, bis unter den habsburgi¬ 
schen Kaisern Kolonien hierher gesendet wurden, welche das verödete Land in 
einen Fruchtgarten verwandelten. 
Gegenwärtig ist die 171 Quadratmeilen große Batschka trotz der vielfachen 
Verheerungen während des letzten Krieges ein frisch aufblühendes Land, denn als 
Anerkennung seiner treuen Anhänglichkeit an das angestammte Kaiserhaus ist cs 
ebenfalls von Ungarn getrennt und unter dem Namen der serbischen Woiwodschaft 
mit dem Banat zu einem besonderen Kronlande vereinigt. Frachtwagen und Schiffe 
schaffen den Ueberfluß des Landes hinauf nach Pesth, Wien und Linz; hier ladet 
man Weizen, dort Mais, wohlschmeckende Nüsse und kostbare Pflaumen; wieder 
an andern Orten pflegt man die Seidenraupe. Da schnurren zahllose Spindeln in 
den Seidenwebereien zu Apatin. Bei letztgenanntem Orte beginnt der 13,000 
Klaftern lange, 3 Klaftern breite und 2 Klaftern hohe Wall der Römerschanze 
und reicht bis Földvar an der Theiß hinüber. In den Städten, deren Straßen we¬ 
gen Mangel an Steinen meist ungcpflastert sind, sieht man schöne griechische und ka¬ 
tholische Kirchen mit reich geschmückten Altären, bunt gemalten Decken, stattliche 
Komitats - und Stadthäuser, geräumige Schulen, stille Klöster und belebte Mark¬ 
plätze. Da versendet das weitläufige Theresiopol am natronreichen Palicsersee Lc- 
derwaaren und Leinwand, Apatiu Hanf, nach Basa wandern zahlreiche Heerren 
langborstiger Schweine und erfüllen Markt und Straßen mit ihrem Geschrei, in 
Zombor preßt man aus dem Kürbiß Zuckersaft, und pflegt der Seidenraupe, Neu¬ 
satz versendet wohlschmeckendes Obst und Gemüse; Baes Wein und Borstenvieh, 
Topolya handelt mit Rindern und Schafen, Alt-Kanisa mit Tabak, und an an¬ 
dern Orten kommen und gehen Dampfschiffe, hinter deren rauchendem Schlot 
man große Frachtschiffe erblickt, welche von den Dampfern geschleppt werden. 
' So eintönig die flache Landschaft ist, so einförmig die Städte und Flecken
	        
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