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4. -DokksSerustigung. Für ganz Königsberg sollte dieser Tag ein Tag der
Lust und Freude sein. Das rote Tuch, auf welchem die Majestäten zur Kirche ge¬
gangen waren, ward unter das Volk verteilt. Auf dem Markte wurde ein großer
Ochse, welcher inwendig mit Schafen, Rehen. Ferkeln und allerlei Geflügel angefüllt
war, gebraten und der Menge preisgegeben. Dazu strömte aus 2 Springbrunnen
roter und weißer Wein, und für 18000 jU Krönungsmünzen wurden unter das
Volk geworfen.
39. ^osbatenseßen im vorigen Zahrchirnderrt.
1. Werbungen. An die Stelle der umherziehenden Söldnerscharen waren nach und
nach die „stehendenHeere" getreten. (S. 56.) Aber auch diese waren geworben. Vorzugs^
weise waren es arbeitsscheue Leute, ungeratene Söhne, bankerotte Kaufleute, stellenlose
Beamte rc., die dem „Kalbsfelle" folgten. Je nach der Größe empfingen sie ein Hand¬
geld von 2—900 Jl. Es kam aber auch vor, daß die Polizei Vagabunden in das
Heer steckte, ja, selbst Verbrecher suchten und fanden hier Schutz vor der sie erwartenden
Strafe. Daher kam es auch, daß der Soldat jener Zeit sehr verachtet war. Vater
und Mutter, Bruder und Schwester schämten sich seiner, und selbst ein Handwerks¬
bursche ließ sich nicht gern in seiner Gesellschaft sehen. Fehlte es an Bewerbern, so
wandte der Werbeoffizier, der für jeden Kopf einen bestimmten Preis erhielt, allerlei
List und Gewaltthaten an, um Soldaten zu bekommen. Wer dem Werber beim
Trinken Bescheid that oder aus Neugierde dessen Hut aufsetzte, der war ihm ohne
Gnade verfallen. Oft auch machte der Werber die jungen Leute betrunken, und wenn
sie dann ihren Rausch ausgeschlafen hatten, dann sahen sie sich zu ihrem Erstaunen
schon im Soldatenrock und hatten auch schon das Handgeld in der Tasche.
2. Aas Desertieren war zu jener Zeit ein der Tagesordnung; denn Ehre und
Vaterlandsliebe waren dem Söldner unbekannte Dinge. Dazu kam noch, daß dem
Deserteur beim Feinde ein neues Handgeld in Aussicht stand. Nur die Furcht vor
den härtesten Strafen konnte das Heer zusammenhalten. Die Garnisonen an der
Grenze waren wie belagerte Festungen dicht mit Wachen und Kanonen umstellt. Im
Lager hatten die Reiter die Fußgänger, die Fußgänger die Reiter zu bewachen. Und
dennoch desertierten oft ganze Kompagnien. So gingen z. B. nach der Niederlage bei
Kollin 3000 Söldner Friedrichs zum Feinde über. — Sobald ein Soldat aus der
Garnison entwichen war, ertönte die Lärmkanone. In den Dörfern wurden die Glocken
geläutet, und jeder Bauer war verpflichtet, dem Ausreißer nachzusetzen. Wer ihn ein¬
brachte, erhielt ein bestimmtes Fanggeld. Wer aber einem Flüchtlinge zur Flucht be¬
hilflich war, wurde sehr hart bestraft, zuweilen sogar an den Galgen gehängt. Die ge¬
wöhnliche Strafe des eingefangenen Deserteurs war das Spießrutenlaufen. Hierbei
wurden 200 Soldaten in 2 Reihen aufgestellt; jeder erhielt eine Rute. Dann mußte
der Sträfling 6—8 mal mit entblößtem Rücken durch die Gaffe gehen, und jeder Soldat
war verpflichtet, ihm einen Schlag auf den Rücken zu geben. — Nicht selten hatte diese
grausame Strafe schwere Körperverletzungen, zuweilen sogar den Tod zur Folge.
3. Wniforrn. In Preußen trug jeder Fußsoldat einen blauen Rock, eine weiße
Hose und bis zum Knie reichende Gamaschen. Letztere besonders machten dem Sol¬
daten das Leben sauer. Zu jedem Dienst müssen sie sorgfältig geschwärzt sein und —
damit auch nicht die kleinste Falte sich bildet — feucht über die Beine geknöpft werden.
Sie drücken nicht selten so gewaltig das Bein, daß es schmerzt oder einschläft. Die
Hauptzier des Kopfes ist ein bis zur Taille reichender dicker Haarzopf, der an dem
kurzgeschorenen Kopfe festgebunden wird. An jeder Seite des Kopfes sitzt eine Haar¬
locke. welche mitPomade eingerieben und mit Puder überschüttet wird. Ein hoher, mäch¬
tiger Hut deckt den Kopf. Ging es zur Parade, dann mußte schon am Abend vorher
der ganze Anzug vollendet sein und der Soldat die ganze Nacht mit gedrehtem