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Friedrich der Große 1740 — 1786.
1759.
Dem General Wedell war die Aufgabe gestellt, die Vereinigung
der Russen und Österreicher zu verhindern, er versuchte diese Aufgabe
durch die Schlacht bei Kay (bei Züllichau) zu lösen, wurde aber von
den Russen geschlagen (Juli). Die Folge der verlorenen Schlacht war
die Vereinigung der beiden Feinde. Jetzt handelte es sich für Friedrich
um eine Entscheidungsschlacht. Sie erfolgte am 12. August bei
Kunersdorf. Friedrich verlor die Schlacht. Er hatte bis zuletzt
ausgehalten, im heißesten Kampfgetümmel an nichts als den Sieg ge¬
dacht, nie an sein eigenes Leben; zwei Pferde waren ihm unter dem
Leibe erschossen, seine Kleider von Kugeln durchlöchert, eine, die ihm
das Bein zerschmettert haben würde, an einem goldenen Etui, das er
in der Tasche trug, abgeprallt. Die Gewißheit, daß alles verloren
sei, betäubte ihn; willenlos ließ er sich von den Husaren des Ritt¬
meisters von Prittwitz mit fortziehen, die ihn vor den schwärmenden
Kosaken in Sicherheit brachten. In dem Fährhaufe zu Oetscher ver¬
brachte er die fürchterlichste Nacht seines Lebens, mit fliegender Feder
meldete er dem Grafen Finkenstein die erste wirkliche Niederlage, die
er erlitten: „Von 48000 Mann habe ich in diesem Augenblick keine 3000. Alles
flieht, meine Manschaften gehorchen mir nicht mehr — die Folgen der Schlacht werden
schlimmer sein als die Schlacht selbst; ich bin mit meinen Hülfsmitteln zu Ende, und
um nicht zu lügen, ich halte alles für verloren. Den Untergang meines Vaterlandes
erlebe ich nicht. Fahr wohl, auf ewig."
Preußen war verloren, wenn die Russen den Sieg verfolgten;
jetzt konnte Friedrich nur noch eins retten: die Uneinigkeit der Feinde.
Friedrich stellte sich nun so auf, daß er Berlin schützen konnte und
erwartete die Feinde bei Fürstenwalde an der Spree. „Der König
entschloß sich, eher den letzten Mann zu opfern als zuzugeben, daß
der Feind sich ungestraft Berlins bemächtigte, und sich auf den
ersten zu stürzen, der sich dieser Stadt nähern würde, weil er
lieber mit den Waffen in der Hand sterben, als bei langsamen Feuer
vernichtet werden wollte." Inzwischen ereilten den König noch andere
Hiobsposten. General Schmettau hatte Dresden an die Reichsarmee
übergeben, General Fink war mit 12000 Preußen bei Maxen von
Dann gefangen.
Friedrichs Lage war sehr bedenklich. Seine Hülfsmittel waren
erschöpft, sein kleines armes Land war völlig ausgesogen; seine schlacht¬
geübten Truppen waren tot oder gefangen, die Rekruten waren nicht
kriegstüchtig; es fehlten ihm jetzt die erfahrenen Offiziere, und er mußte