Full text: Hülfsbuch für den Unterricht in der deutschen Geschichte, mit besonderer Berücksichtigung der Kulturgeschichte

gegen Frankreich 1813—1815. 
657 
Großbritannien sollte Helgoland, Malta und Gibraltar behalten. 
Das deutsche Reich wurde nicht wieder hergestellt, sondern die 
noch übrigen 39 Staaten, die man fortbestehen ließ, bildeten fortan 
einen Staatenbund, „den Deutschen Bund". Die Mitglieder des¬ 
selben waren selbständige Staaten. Ihre gemeinsamen Angelegenheiten 
wurden von einer Versammlung von Gesandten dieser Staaten, die 
ihren Sitz beständig in Frankfurt a. M. hatten, geordnet. Man 
nannte diese immerwährende Reichsvertretung „denDeutschenBun- 
destag". Den Vorsitz in demselben hatte Österreich. Diese neue 
Ordnung der Dinge galt vom 8. Juni 1815 ab. 
7. Der Feldzug von 1815. Der Haß der Monarchen, die Napo¬ 
leon einst gedemütigt, wie der Nationen, die er beschädigt, war zu 
groß; sie erhoben sich auf dem Wiener Kongreß wie ein Mann gegen 
ihn und erklärten ihn als einen Ruhestörer in die Acht. Unter den 
Verbündeten war wieder Preußen, ohne sich einen Lohn auszubedingen, 
am eifrigsten; es fetzte 246000 Mann in Bewegung, Rußland 168000, 
Österreich 210000, England 100000. 
Napoleon hatte dagegen vor der Hand nur 200000 Soldaten; aber 
er gedachte schnell die Gegner einzeln zu schlagen. In der Nähe waren 
erst nur ein preußisches und ein englisch-deutsches Heer; sie lagen in 
Belgien, jenes (116000 Preußen) von Blücher, dieses (100000 
Briten, Deutsche, Niederländer) von Wellington.befehligt, in weit 
auseinander gezogener Stellung, ohne engen Zusammenhang. Mit dem 
Kern seiner Truppen, 134000 Mann, warf sich Napoleon zwischen sie 
und griff am 16. Juni bei Ligny mit 78,000 Mann den Feldmar¬ 
schall Blücher an, der hier 86000 Mann hatte, aber auf Wellingtons 
versprochene Hülfe rechnete. Dieser konnte aber nicht kommen, da er 
zu derselben Zeit einen heftigen Kampf mit Ney bei Quatreb as 
zu bestehen hatte. Noch einmal siegte Napoleons Kriegskunst über 
die Preußen. Der greise Feldmarschall wäre beinahe selbst umge¬ 
kommen. Er war vom Pferde gestürzt, das ihn mit seinem Leibe be¬ 
deckte. Da eilte ihm sein Adjutant zu Hülfe. Aber gleich darauf 
sprengten französische Kürassiere vorüber, niemand bemerkte im Halb¬ 
dunkel den Gestürzten. Nach einer Weile jagten sie zurück, von preu¬ 
ßischen Landwehrreitern geworfen. Jetzt erst gelang es, den Feldmar¬ 
schall von der Last des Pferdes zu befreien und ihn aus dem Ge¬ 
tümmel des Kampfes zu bringen. 
Napoleon glaubte, das preußische Heer sei unschädlich gemacht 
und griff am 18. Juni Wellington in der Nähe des Pachthofes Belle- 
Rvßbach, Hiilssbuch k. 42
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.