Full text: Hülfsbuch für den Unterricht in der deutschen Geschichte, mit besonderer Berücksichtigung der Kulturgeschichte

gegen Frankreich 1813—1815. 
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seine ganze Equipage; er wurde so überrascht, daß er ohne Degen 
und Hut aus dem Wagen sprang und sich zu Pferde rettete. Sein 
Degen, Hut und Mantel kamen in Blüchers Hände. 
8. Einzug in Paris. Blücher war in Eilmärschen gegen Paris 
herangerückt, nach dem er die sich sammelnden französischen Heerhaufen 
wiederholt bei Seite gedrängt hatte. Schon am elften Tage nach der 
Entscheidungsschlacht bei Belle-Alliance stand er vor den Thoren der 
Hauptstadt. Da seine Truppen noch nicht in genügender Stärke vorhanden 
waren, um das stark verteidigte Paris angreifen zu können, wartete 
Blücher die Ankunft Wellingtons ab. In der Zwischenzeit schickte er 
ein Reiterregiment ab, um Napoleon womöglich in dem Schlosse zu 
Malmaison abzufangen. Auf derselben Stelle, wo der Prinz von 
Enghien erschossen worden war, drohte er den Mördern, sie zur blutigen 
Sühne erschießen zu lassen. Allein Napoleon hatte sich, nachdem er 
zu gunsten seines Sohnes abgedankt hatte, in aller Stille davon 
gemacht. Inzwischen hatten Blücher und Wellington Paris einge¬ 
nommen und vom 7. bis 9. Juli zogen die verbündeten Heere aber¬ 
mals in die Hauptstadt Frankreichs ein. 
9. Zweiter Pariser Friede. Preußen verlangte mit Nachdruck 
die Abtretung von Elsaß-Lothringen, aber Kaiser Alexander wider¬ 
setzte sich dieser Forderung und wollte im wesentlichen die Bedingungen 
des ersten Friedens eingeräumt wissen, doch setzte Gneisenau einige 
Verschärfungen durch. Frankreich mußte an P r e u ß e n Saarlouis und 
Saarbrücken, an Bayern Landau abtreten, die geraubten Kunstschätze 
herausgeben, 700 Millionen Franken Kriegskosten bezahlen und eine 
starke Besatzung verbündeter Truppen im Lande behalten und ernähren. 
Ludwig XVIII. wurde wieder als König von Frankreich anerkannt. Am 
20. November 1815 wurde der zweite Pariser Friede unterzeichnet. 
10. Schicksal Napoleons. Nachdem Napoleon seine Rolle als Kaiser aus¬ 
gespielt sah, wandte er sich über Tours nach der Hafenstadt Rochefort, wo zwei 
französische Fregatten bereit standen, um ihn nach Amerika zu bringen, vorausgesetzt, 
daß es möglich war, den englischen Kreuzern zu entkommen. Am 3. Juli langte 
er in Rochefort an. Hier änderte er seinen Plan, indem er sich entschloß, in Eng¬ 
land eine Zuflucht zu suchen. Er schrieb an den Prinzregenten nach London: 
Altesse Boyale, 
En butte aux actions qui divisent mon pays, et ä Pinimitie des plus 
grandes puissances de l’Europe, j’ai consomme ma Carriere politique. Je viens, 
comme Themistocle, m’asseoir au foyer du peuple britannique. Je me mets 
sous la protection de ses lois, que je reclame de votre Altesse Royale, comme 
celle du plus puissant, du plus constant, du plus genereux de mes ennemis. 
Napoleon. 
Und damit ging er am 15. Juli an Bord eines englischen Fahrzeuges. 
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