Full text: Vom Wiener Kongreß bis zur Gegenwart (3)

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sie ihre Sitzungen verlegt hatte, durch ein von dem Märzminister 
Römer gesandtes Militärkommando auseinander gejagt? 
So jämmerlich war das Ende des hoffnungsreich und imposant 
begonnenen Werkes. Wir haben die Fehlgriffe bemerkt, wodurch die 
Nationalversammlung sich an der Herbeiführung eines solchen Aus¬ 
gangs beteiligte. Ebenso bestimmt jedoch müssen wir hier wieder¬ 
holen, was wir schon beim Anfang ihres Wirkens betonten: die 
innere Unmöglichkeit der Lösung der Aufgabe bei dem damaligen 
Stande der politischen Bildung im deutschen Volke, wo hier radikale 
Bestrebungen, dort die Macht des Sondertums die Anziehungskraft 
des nationalen Gedankens noch überwogen. Allein keine Schande, 
sondern ein Ruhm ist es, seinen Zeitgenossen voraus zu sein, und 
deshalb zwar erfolglos in der Gegenwart zu bleiben, wohl aber den 
Samen einer großen Zukunft auszuwerfen. Dies hat die National¬ 
versammlung getan, und damit einen ehrenvollen Namen in der Ge¬ 
schichte behauptet. Die Richtung, welche sie dem vaterländischen 
Sinne gegeben, ist unvertilgbar geblieben, und auch eine glücklichere 
Folgezeit hätte das Gelingen nicht erlebt, wäre nicht durch unser 
erstes Parlament, trotz aller Irrtümer über die Mittel, mit so ge¬ 
waltigem Nachdruck das Ziel dem Volke gezeigt worden: die Freiheit 
im Innern, die Einheit nach außen. Ders. S. 219 — 235. 
V. Bismarcks parlamentarische Otigkeit vor der 
Übernahme des JMmtsteriums. 
a) Bismarck im Vereinigten Landtage. 
Von jeher hatte sich der hinterpommersche Adel durch seine 
Anhänglichkeit an die Krone ausgezeichnet; ja man kann sagen, daß 
der Gemeingeist in diesen Bezirken der Provinz, wo der Adel noch 
ganz die soziale Führung hatte, die spezifisch preußische Grundfarbe 
trug; auch die bürgerlichen Kreise, auf dem Lande wie in den 
Städten, Hatten die Traditionen des altprotestantischen patriarchalischen 
Königtums fester bewahrt, als es in andern Provinzen auch des 
Ostens der Fall war. Gerade die Freunde Bismarcks waren auf 
dem Vereinigten Landtage die Führer dieser Richtung. Für die 
ständischen Reformen des Königs hatten sie nicht viel übrig; ihre 
lokalen Interessen sahen sie in ihrer Guts- und Kreisverfassung 
und in dem Stettiner Landtage genügend gewahrt, und ihr politischer 
Ehrgeiz ward in der Offiziers - und Beamtenlaufbahn voll befriedigt. 
Noch weniger lagen ihnen die allgemein-deutschen Ideen Friedrich 
Wilhelms am Herzen; und selbst die separatistische Richtung ihrer 
Religiosität unterschied sich in ihrem strengen Bekenntnisglauben von 
dem gemeinchristlichen Ideal, welches die Romantik ihres königlichen 
Herrn anstrebte. Immerhin fühlten sie sich kirchlich und politisch
	        
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