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handeln. In den Gebieten nördlich des Po hatte man Jldibad,
einen Verwandten des Westgotenkönigs, zum König ausgerufen,
unter dem der Kampf in das Stadium der Versumpfung geriet.
Bald genug aber wurde der neue König, aus Gründen persönlicher
Gegnerschaften, ermordet. Sehr merkwürdig nun, daß bei seinem
Tode ein nationaler Gegensatz zutage tritt, von dem wir
generationenlang nichts mehr vernommen: die Rugier, die sich der¬
einst dem Zuge Theoderichs angeschlossen, und von denen man hätte
glauben mögen, daß sie inzwischen ganz in die Ostgoten aufgegangen,
erscheinen mit einem Mal als selbständiger Stamm, und versuchen
die Führung an sich zu reißen: in Erarich erheben sie einen An¬
gehörigen ihres Stammes auf den Thron. Und so sehr werden
noch die Stammesunterschiede empfunden, daß sich die Ostgoten
dieser Leitung nicht fügen wollen, sondern den Erarich — der
übrigens politisch ganz in die Bahnen des Theodahad und Witiges
einlenkte —, beseitigen, und den Badwila, einen Neffen Jldibads,
zum König ausrufen.
Mit Badwila hatte man endlich den Mann gefunden, der sich
der durch die Sünden seiner Vorgänger sehr bedenklich gewordenen
Situation gewachsen zeigte. In seiner Haltnng im Innern er¬
neuerte er ganz die Politik des Theoderich, die sich bie Versöhnung
des nationalen Gegensatzes zwischen Römern und Goten zum Ziel
gestellt: ohne nach Art der Regentin den Römern auf Kosten der
Goten Zugeständnisse zu machen, zeigte er ihnen doch Güte und
Wohlwollen, hatte für sie stets ein geneigtes Ohr, sorgte für Auf¬
rechterhaltung von Recht und Ordnung, mutete ihnen an Leistungen
nur das zu, was ganz unerläßlich war. Derartige Bestrebungen
fanden nun dadurch einen ganz besonders günstigen Boden, daß die
Bewohner der von Belisar zurückgewonnenen Landesteile inzwischen
den byzantinischen Steuerdruck und die Last des byzantinischen
Beamtentums schon genügend kennen gelernt; sie merkten jetzt durch
die Tat, welch ein Unterschied zwischen gotischer und byzantinischer
Herrschaft. Insbesondere die Herzen der kleinen Leute schlugen
entschieden dem milden und wohlwollenden gotischen König zu. Die
römische Aristokratie freilich verhielt sich — genau wie einst unter
Theoderich — reserviert; sie vermochte Badwila — der doch immer
gotischer Herrscher war und bleiben wollte — nicht zu gewinnen;
ihre Sympathien standen nach wie vor auf byzantinischer Seite.
In die Kriegführung kommt mit Badwila neues Leben. Er
verzichtet darauf, sich auf auswärtige Allianzen zu stützen, sucht sich
vielmehr aus eigner Kraft, vermittels des gotischen Heeres zu be¬
haupten; er begnügt sich nicht, den vorgefundenen Besitzstand zu
verteidigen, sondern ist bestrebt, das durch Schuld seiner Vorgänger
verlorene Mittel- und Süd-Italien wiederzugewinnen. Dabei ist er
weit davon^ entfernt, bloß Soldat zu sein; er hat offenbar bald
erkannt, daß die Macht der Goten doch zu schwach ist, um es auf
Beyer, Lesebuch zur Deutschen Geschichte. I. 2