Full text: Von der Urzeit bis zum Dreißigjährigen Kriege (Teil 1)

nach den Wormser Ereignissen zu setzen ist. Jedenfalls aber kann 
man aus der beglaubigten Anwesenheit von Eberhard und Burchard 
sowie dreier Grafen schließen, daß bewaffnete Macht dabei ae- 
wesen ist. 
Erst im folgenden Jahre 921 ist Heinrich gegen Herzog Arnulf 
von Bayern ausgezogen, um ihn zur Anerkennung seiner Hoheit zu 
zwingen. Arnulf hatte sich früher vor Konrad flüchten müssen, war 
aber in dessen letzter Zeit zurückgekehrt und, wie Liutprand erzählt, 
von den Bayern und östlichen Franken ehrenvoll aufgenommen 
worden. Arnulf war Herzog von Bayern und Kärnten, und im 
Norden gebot er über die sogenannten Oftfranken; er hatte also 
eme gewaltige Stellung inne, die sich am meisten mit dem Herzoge 
von Sachsen verglich. Dieser, nun König geworden, wollte und 
mußte nun seine Macht mit ihm messen, wenn anders hier im Süd¬ 
osten das Königtum noch etwas heißen wollte. Denn schon drohte 
dem neuen Könige die Gefahr, daß der mächtige Herzog Arnulf, 
von seinen Großen aufgefordert, die Königsgewalt im Reiche usur¬ 
pieren wollte. Heinrich konnte nicht daran denken, das Herzogtum 
in Bayern zu beseitigen, es kam ihm nur darauf an, mit Arnulf 
eme feste Vereinbarung über feine Rechte und Pflichten bezüglich 
des Reiches zu treffen. — Der Zug geaen den Herzog wird nun 
ggnz üeijchtetie^Ji^p^ieferL... Widukind erzählt, Heinrich habe den 
Arnulf in Regensburg belagert. Dieser sah jedoch ein, daß er dem 
•: Könige keinen Widerstand leisten könne. Er öffnete daher die Tore, 
ging zum König, und gab sich und fein ganzes Reich in die Hände 
Heinrichs. Ehrenvoll nahm ihn Heinrich auf, und er ward von da 
an „Freund ksKönigs" genannt. Liutprand dagegen berichtet 
ganz anders: Als ATrnulf hörte, daß Heinrich gegen ihn ziehe, rückte 
er dem Könige entgegen, um feinen Einmarsch in Bayern abzu- 
' wehren. Als es aber zur (Schlacht kommen sollte, bat Heinrich, ein 
Unglück und Schaden zu vermeiden, den Herzog um etn Gespräch 
unter vier Augen. Arnulf hielt diese Bitte für eine Forderung zum 
Zweikampf und erschien deshalb an Ort und Stunde, wie es fest¬ 
gesetzt. Darauf redete der König dem Herzoge ins Gewissen, er sei 
jetzt König und ihm gebühre deshalb der Gehorsam; wenn aber das 
Volk Arnulf erwählte, so würde er fofort zurücktreten. Dadurch 
glaubte ihn der König zu besänftigen. Arnulf ging hierauf zu den 
Seinigen zurück und seine.Großen rieten ihm, mit Heinrich Frieden 
zu schließen und ihn als König anzuerkennen, wenn ihm dieser das 
Besetzungsrecht aller Kirchen in Bayern zugestehen wolle. Diese 
Bedingungen nahm man dann gegenseitig an, und Arnulf ward 
Vasall des Königs. 
Diese freie Stellung Arnulfs bezüglich der Bistümer ist auch 
sonst sicher beglaubigt. HaduM erhielt der Herzog eine dem König¬ 
tum kaum nachstehende Mwult faktisch zuerkannt. Mit den Bistümern 
wußte sich Arnulf auf guten Fif| zu stellen, indem er ihre Rechte
	        
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