Das Raubrittertum. Die Hansa. Rudolf von Habsburg.
bedeutendsten war der Bund, den im 13. Jahrhundert die Städte
Lübeck und Hamburg miteinander schlossen und der den Namen
Hansa führte. Auf diese Weise wurde die Sicherheit des Verkehrs
wiederhergestellt, denn die sich mächtig entwickelnde Hansa, der zuletzt
85 Städte angehörten, gebot über zahlreiche Kriegsbeute. Vor ihrer
Flotte und ihren Heeren beugten sich sogar Fürsten. Den ganzen
Handel der Ost- und Nordsee zogen die Hansastädte an sich. Selbst
über das Meer hinaus gründeten sie Handelssaktoreien. Eine Folge
davon war, daß die hanseatischen Städte sehr reich wurden.
Mit dem Reichtum der Städte wuchs auch das Selbstgefühl der
Bürger. Die reichsten Städte verschafften dem Kaiser eine besonders
gute Einnahmequelle. Dafür forderten und erhielten sie eine freie Ver¬
waltung^ unter dem Schutze des Kaisers. Solche Städte hießen freie
Reichsstädte, die, je ohnmächtiger das Kaisertum sich gestaltete, zu
einer großen Anzahl anwuchsen.
Im 15. Jahrhundert verfiel die Hansa, weil kräftige Fürsten selbst
für Ordnung und Sicherheit im Lande sorgten und die Portugiesen
und Spanier durch die Entdeckungen neuer Seewege und Länder den
Welthandel an sich brachten. Eine Stadt nach der andern trat vom
Bunde zurücktund zuletzt blieben nur noch Lübeck, Hamburg, Bremen,
die abermals den Bund erneuerten. Sie führen bis heute den Namen
Hansestädte.
22. Rudolf von Habsbnrg. 1273—1291.
a) Ute llflt im Reiche. Die letzten Hohenstaufen bekümmerten
sich nicht um ihr Vaterland. Sie waren nur daraus bedacht, sich in
Italien ein Königreich zu gründen. Mit ihnen begann die Herrscher-
losigkeit Deutschlands, und dieser Zustand dauerte 23 Jahre lang.
(Interregnum - Zwischenreich.) In der kaiserlosen, schrecklichen Zeit
war die Not aufs höchste gestiegen. Überall herrschte Unordnung und
Unsicherheit. Selbst die Fürsten (Reichsstände) trugen dazu das Ihre
bei, indem sie ihre Macht auf unrechtmäßige Weise ausdehnten. Ebenso
suchten die adligen Grundbesitzer und geistlichen Würdenträger (Land¬
stände) sich möglichst selbständig zu machen. Da hörten die Fehden
nimmer aus. Am meisten litten darunter die Bauern, die in ihren
Lehm- und Strohhütten ohne allen Schutz wohnten. Ihre Saaten
wurden zertreten und ihnen das Vieh, selbst die notwendigsten Kleidungs¬
stücke, geraubt.
b) Der Retter. Dem grauenvollen Zustande ein Ende zu machen,
suchten die Fürsten einen Mann, der Macht genug besitze, die Not im
Reiche zn beseitigen , doch nicht zu viel Macht, damit den Reichssiirsten
die Unabhängigkeit gewahrt bliebe. Der Erzbischof von Mainz und
Gras Friedrich vou Hohenzollern lenkten die Wahl auf Rudolf,
einen armen Grafen, dessen Burg, die Habsburg, in der Schweiz stand.
Am Tage nach seiner Wahl wurde Rudolf feierlichst in Frankfurt ein-