Kulturzustand zu Ende des Mittelalters.
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Bürgerstand empfand es als einen Mangel, keine geeigneten Bildungs¬
anstalten zu besitzen. Es wurden daher in fast allen Städten Deutsch¬
lands Schulen errichtet, die den Bürgerkindern das Lesen und Schreiben
beibrachten und außerdem auch gelehrte Bildung vermittelten. Die neu
entstandenen Schulen hießen Stadt- uud Bürgerschulen. Das
Latein stand im Mittelpunkte des Unterrichts, weil man diese Sprache
in kirchlicher Beziehung nicht entbehren konnte. Die großen Handels¬
städte legten mit der Zeit weniger Gewicht auf das Latein, sondern
mehr auf die Ausbildung im Deutsch - Schreiben, so entstanden die
S ch r e i bs ch n l e n. Die „deutschen" Lehrer waren an vielen Orten
zugleich Stadtschreiber. Aus Torsen: und in kleineren Städten richteten
die Psarrherren Schulen ein, in denen die Küster mit Unterrichten halfen.
Der gesamte Unterricht war indes sehr notdürftig.
Die Geistlichen im Mittelalter waren zugleich Ärzte. Erst später
übten Laien den ärztlichen Beruf aus, vorzugsweise genossen die jüdischen
Ärzte ein' ganz besonderes Vertrauen. Man unterschied Leibärzte für
innerliche Krankheiten und Wundärzte für äußerliche Krankheiten. Einer
Prüfung brauchten die Ärzte des Mittelalters sich nicht zn unterziehen,
da es keine wissenschaftliche Heilkuude gab.
Zu Ende des 14. Jahrhunderts bildete das Bereiten und Ver¬
kaufen von Heilmitteln den Begriff A p o t h e k e. Die Apotheker waren
meist Handwerker. Kranke Personen wurden in Spitälern aufgenom¬
men. Die Spitäler dienten neben der Heilung der Kranken auch der
Verpflegung alter Leute und armer Reifenden.
Der Niedergang des Rittertums hatte die Entwicklung des Bürger¬
tums zur Folge. Allmählich verstummte der Minnesang, und an seine
Stelle trat der Meistersang, der von Handwerkern in besonderen
Sängerschulen, unter denen sich die zu Nürnberg hervorthat, gepflegt
wurde. Durch die Mcisteijängcrfchulen verbreiteten sich unter den Hand¬
werkern Kenntnisse und eine religiöse Zucht. Bedeutendste Meistersänger
sind: der Schmiedemeister Regenbogen und der Schuhmachermeister
H a u s Sach s.
Die deutsche Baukunst war im Sinken begriffen. Doch in der
ihr noch untergeordneten Bildnerei schuf der Nürnberger Meister Peter
Bischer herrliche Denkmale. Die Glasmalerei erlangte ihre volle Aus¬
bildung , und in der Ölmalerei wurden die ersten Aufäuge gemacht.