72 Kimbern und Teutonen. Die Hermannsschlacht.
Italiens Grenzen. Schnell sandten die Römer ein Heer gegen die Ein¬
dringlinge, allein es wurde bei N o r 6 j a in Kärnten aufgerieben. Schon
zitterte Rom. Da wandten sich die Gefürchteten nach Westen. durch¬
zogen die Schweiz und Gallien bis an die Pyrenäen. Selbst den besten
Römerherren gelang es nicht, die Deutschen aufzuhalten.
b) Die zersplitterte traft unterliegt. Auf der Rückkehr von
den Pyrenäen brach, wie erzählt wird, Uneinigkeit unter den Deutschen
ans, sie trennten sich. Die Teutonen durchftreifteu das südliche
Gallien und bedrohten Italien von neuem. Kein römischer Feldherr
wollte es mit den tapferen Fremdlingen aufnehmen. Endlich ließ sich
der Konsul M L r i u § dazu bereit finden. Er bezog ein festes Lager,
das die Teutonen vergeblich bestürmten. Nachdem sich die Römer an
den Anblick der wilden Gestalten gewöhnt hatten, eröffnete Marius die
Schlacht. Sie war fürchterlich, doch die deutsche Tapferkeit erlag bei
Aquä Sextiä der römischen Kriegskunst (102 v. Eh.). An 100000 Teu¬
tonen sollen erschlagen worden sein.
Unterdessen stiegen die Kimbern über die Mittelalpen hinweg nach
Oberitalien. Marius stellte sich ihnen in der Po-Ebene bei Ve r-
eellä (raudische Gefilde) entgegen. „Wie ein uferloses Meer" wogte
das Fußvolk der Kimbern heran. Die vordersten Glieder hatten sich,
um nicht gesprengt zu werden, mit Gürteln Mann an Mann festgebun¬
den. Einen seltsamen Anblick gewährten die Reiter, die anstatt der
Helme Tierköpfe trugen. Der Ausgang der Schlacht war derselbe wie
bei Aqnä Sextiä. Als die Kimbern bis an ihre Wagenburg zurück¬
gedrängt wurden, warfen sich die Weiber den Fliehenden in den Weg,
schleuderten in der Wut der Verzweiflung ihre Kinder unter die
Räder der Wagen und töteten sich selbst (101 v. Eh.).
Die Römer atmeten nach diesen Siegen auf und verehrten Marius
als dritten Gründer Roms.
3. Die Hermannsschlacht. 9 n. Chr.
a) Große Gefahr. Von nun an war das Bestreben der Römer
darauf gerichtet, Deutschland in eine römische Provinz zu verwandeln.
Kaiser Augustus' Stiefsohne, Drufus und Tiberius, drangen vom
Rheine bis zur Douau vor und errichteten feste Städte, wie: Mainz,
Koblenz, Bonn, Köln, Trier, Aachen; Regensburg, Augsburg, Passau,
Salzburg, Wien. D r n s u s. der bis über die Weser in das Innere
Deutschlands vorgegangen war, starb aus der Rückkehr durch einen Sturz
vom Pferde.
Tiberius setzte das Werk feines Bruders fort. Durch erheuchelte
Freundlichkeit bestach er die deutschen Jünglinge, in römischen Sold zu
treten und sich römische Bildung und Sitte anzueignen. Seine List
brachte viele deutsche Stämme zur Unterwerfung. Schon erhoben sich
römische Märkte und Ansiedelungen im deutschen Lande, römische Kauf¬
leute durchzogen es uach allen Richtungen. Deutschland galt bereits als
die römische Provinz Germanien.