Jesuitenorden.
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Unterricht in der christlichen Religion." Zwar widmete er dies
Buch dem französischen König Franz I., um ihn hierdurch günstig
für die Reformation zu stimmen; es half ihm aber nichts. 1536
wirkte Calvin mit dem evangelischen Prediger Farel eifrig für
die Reformation zu Genf, schaffte alle Ueberreste des päpstlichen
Wesens ab, stellte ein anderes Glaubensbekenutniß auf und führte
eine strenge Kirchenzucht ein. Von dieser Kirchenzucht wollten aber
viele Leute in Genf, die sich „Libertiner" nannten, nichts wissen,
und so gerietst er mit ihnen in Streit, der ihn veranlaßte, Genf zu
verlassen. Da aber während seiner Abwesenheit die Unordnungen
hier sehr zunahmen, so wurde er nach drei Jahren wieder unter
vielen Bitten zurückberufen. Seinen Grundsätzen getreu wirkte er
hier fort und veranlaßte die Einsetzung eines Rathes der Aeltesten,
welcher streng aus die Kirchenzucht in der hiesigen Gemeinde wachen
und die Uebertreter derselben bestrafen mußte. Da sich aber hieran
das Haupt der Libertiner, Namens Jakob Gruet, nicht kehrte,
und sogar auch zur offenen Empörung anreizte, so wurde er ent¬
hauptet. Durch Calvins Wirken kam Genf zu großem Ansehen und
es wurde sogar die Stadt der Heiligen genannt. Von vielen Seiten
wandte man sich an Calvin und bat ihn um Rath, und ebenso
wirkte er durch Briefe auf die kirchlichen Angelegenheiten vieler
Länder ein. Sein höchst angestrengtes Arbeiten rieb endlich seinen
nur schwächlichen Körper aus, und so starb er 1564. — Calvins
Lehre unterscheidet sich von der Luthers besonders in zwei Punkten:
in dem vom Abendmahl und dem von der Gnadenwabl (Präde¬
stination). Luther lehrte: Die Worte: das ist mein Leib rc. seien
buchstäblich zu fassen; Calvin: sie seien geistig zu nehmen. Luther
lehrte: Niemand sei im Voraus zur ewigen Verdammniß bestimmt;
Calvin: Gott habe von Anfang her die Einen zur Seligkeit, die
Andern zur Verdammniß bestimmt. — Alle Anhänger Calvins
führen den Namen „Resormirte" oder „Calvinisten", wohingegen
alle Anhänger Luthers „Protestanten" oder „Lutheraner" genannt
werden.
20. Der Jesuitenorden.
Je weiter sich die evangelische Lehre verbreitete, desto mehr
waren die Katholiken darauf bedacht, das zurückzuerobern, was sie
durch dieselbe verloren hatten. Zwei Wege wandten sie dazu an:
List und Gewalt. Die List zeigte sich namentlich in dem Jesuiten¬
orden, die Gewalt in den großen Religionskriegen. Hier sprechen