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3. Meten, die alte Magd, kommt ihm entgegen. „Ach, Meten,
Meten!" sagte er, „es gibt ein Mäusejahr! Ein Mäusejahr, wie in
diesem Jahrhundert noch keines gewesen ist. Die Mäuse sind im
Weizen; sie sind auf der Hofstelle, sie nagen am Bettpfosten, sie fallen
uns bei lebendigem Leibe an. Es geht mit uns zu Ende, Meten."
Er ist wieder einmal hinuntergegangen, um den Jammer zu
sehen. Es kommt ihm einer entgegen, der hat auch ein Weizenfeld
da unten und hat auch Schulden bis an den Hals. Der ist ordentlich
alt geworden in den paar Tagen. „Was sagst du, Jörn?" — „Ja,
was soll ich sagen, Peter? An unserm Pflügen hat's nicht gelegen.
Es ist außer unsrer Macht." Der nickt und geht an ihm vorüber. Er
hat fünf Kinder im Hause.
4. Im Anfang August fängt es an zu regnen, und es ist Hoffnung
vorhanden, daß eine Krankheit unter die Mäuse kommt und sie rasch
wegsterben, wie sie gekommen sind. Aber der Regen ist warm und
weich und anhaltend. So recht ein Regen, bei dem selbst Kinder
es aufgeben, auf gut Wetter zu hoffen, und in Haufen unter der
Dachtraufe stehen und sich was erzählen: Damals, als die Sonne noch
schien... So eine Woche, noch eine Woche, nun die dritte. Es ist
ja Erntezeit. Wann soll denn die Sichel in der Sonne blinken?
Es hat keinen Zweck mehr, nach den Weizenfeldern zu gehen;
da ist nichts mehr zu suchen. Gustav Frenssen. (I°rn uhi.)
64. Mein Eintritt ins Handwerk.
1. „Aür einen Bauern ist er zu schwächlich, wird halt ein Pfarrer
oder ein Schneider werden müssen!" Das war das Ergebnis der
Beratung, die eines Abends über mich in der Stube des Waldbaueru
abgehalten wurde.
Meine Mutter ging also zu dem Geistlicheu, Hilfe heischend, daß
ich zum Studieren kommen könne. Der Herr Dechant 19 sagte ihr
aber: „Lass' die Waldbäuerin das bleiben! Wenn der Bub' sonst
keine Anzeichen für den Priester hat, als daß er schwach ist, so soll er
was andres werden. Er kann ja ein Handwerk lernen."
Run, so ging denn meine Mutter vom Herrn Dechanten zuni
Schneidermeister; sie hätte einen Buben, der möcht Schneider werden.
— Was ihn auf diesen Gedanken brächte? — Weil er halt so schwäch¬
lich wäre. Da stand der Meister auf uttd sprach: „Ich will der Wald¬
bäuerin nur sagen, daß der richtige Schneider ein kerngesunder Mensch
sein muß. Einmal das viele Sitzen, nachher zur Feierabendzeit das
weite Gehen über Berg und Tal und das ganze Zeug mitschleppen
wie der Soldat seine Rüstung. Hernach die unterschiedliche Kost:
Heid er und Nohl, Deutsches Lesebuch für Mittelschulen. III. Teil. 7