Full text: Vaterländische Geschichtsbilder für den ersten Unterricht in der Volkschule

Auf sein Gut werden alle Jahre schwächliche Kinder geschickt, damit sie sich dort 
während ihrer Ferien erholen. Graf Moltke besucht die Kinder, besieht ihr Lager 
unv fragt, was und wie sie zu essen bekommen. In seinem Garten und Walde 
dürfen sie spazieren geh. n; denn er hat ihnen selbst erklärt: „In meinem Garten 
und Walde gibt eS für Euch feine verbotenen Wege". 
Moltke ist unter dem Volke so beliebt, daß es sich um feinen 
„Bart" bekümmert und Witze macht. Ein Bolkswitz lautet: 
Warum trägt Moltke keinen Bart? 
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Der in Gott ruhende Vater Seiner Majestät unseres Kaisers 
Friedrich III. 
war leider nur 98 Tage Kaiser von Deutschland und König von 
Preußen. 
Ein schlimmes Halsleiden hat ihn länger als ein Jahr gequält 
und am 15. Juni 1883 ins Grab gebracht. Groß waren die 
Schmerzen, die er geduldig ertragen. Sie konnten ihn nicht hindern, 
zu arbeiten, bis er in Mattigkeit versank. „Lerne leiden, ohne zu 
klagen", sprach er zu seinem Sohne Wilhelm, und keine Klage 
kam über feine Lippen. - • Tags vor seinem Tode schrieb er, da er nicht 
sprechen konnte, feiner vor ihm weinenden Tochter zu ihrem Geburts¬ 
tage: „Bleibe fromm und gnt, wie Du es bisher gewesen. 
Dies ist der letzte Wunsch Deines sterbenden Vaters." 
Die Liebe des ganzen Volkes hat er sich schon als Kronprinz in 
einem Maße erworben, wie kaum ein anderer Fürst. Die gemütliche 
Weise, in welcher er sich auch mit dem Geringsten unterhielt, hat be¬ 
sonders die Soldaten so zutraulich gemacht, daß sie ihn „Unser Fritz" 
nannten. In 3 Kriegen lernten sie ihn verehren, — in großen 
Schlachten (von denen später erzählt werden wird) führte er sie zum 
Siege. 
Jauchzend folgten ihn die Krieget 
In der (Schlachten Sturm und Graus; 
Führte er sie stets als Sieger 
Heimwärts in das deutsche Haus." 
Aus seinem Leben als Kronprinz noch einige Züge: 
Als er einem gewöhnlichen Soldaten einen Orden überreichte, nahm er vor 
Freude den Tapferen beim Kopfe und kiißte ihn. 
Einem Soldaten wurde im Krankenhause eine Kugel aus dem Hals geschnitten. 
Der Kronprinz Friedrich besuchte den Kranken und ließ sich die Flintenkugel geben. 
Kurze Zeit darauf schickte er ihm dieselbe in einer wenhvollen Kapsel wieder zu. 
Ter Soldat kam aber nach längerer Zeit wegen seiner Wunde wieder- ins Kranken¬ 
haus. Bei einem wiederholten Besuche besichtigte der Kronprinz die Wunde und 
überreichte dem Verwundeten ein namhaftes Geldgeschenk. 
Einmal begegnete er kurz nach Neujahr einem Schornsteinfegerlehrling. Er 
sprach ihn an und fragte ihn, ob er auch Neujahrswünsche für seine Kunden umher» 
trage. Als dies der Lehrling bejahte, erbat sich der hohe Herr eine Neujahrskarte, 
für welche er ihm ein Geldstück überreichte.
	        
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