Full text: Das Haus Hohenzollern

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bürgen und Karlsteine erinnern an die tapferen Vorfahren, die in diesen 
Wäldern opferten und für den alten Glauben und die alte Freiheit 
mannhaft kämpften. Noch jetzt bewohnt die zerstreut umherliegenden Ge¬ 
höfte ein starkes, biederes Volk, das an der Heimat und den alten 
Sitten mit Liebe hängt. 
Der Heerd ist fast in der Mitte des Hauses und so angelegt, daß die Frau, 
welche bei demselben sitzt, zu gleicher Zeit alles übersehen taun. Ohne von ihrem 
Stuhle aufzustehen, übersieht sie zu gleicher Zeit drei Thüren, dankt denen, die 
hereinkommen, heißtsolche bei sich niedersetzen, behält ihre Kinder und das Gesinde, 
ihre Pferde und Kühe im Auge, hütet Keller, Boden und Kammer, spinnt immer 
fort und kocht dabei. Ihre Schlafstelle ist hinter diesem Feuer, und sie behält aus 
derselben eben diese große Aussicht, sieht ihr Gesinde zur Arbeit aufstehen und sich 
niederlegen, das Feuer anbrennen und verlöschen und alle Thüren auf - und zu¬ 
gehen, hört ihr Vieh fressen, die Weberin schlagen und beobachtet wiederum Keller, 
Boden und Kammer. Jede zufällige Arbeit bleibt ebenfalls in der Kette der 
übrigen. So wie das Vieh gefüttert und die Dresche gewendet ist, kann sie hinter 
ihrem Spinurade ausruhen, anstatt daß in andern Orten, wo die Leute in 
Stuben sitzen, so oft die Hausthür aufgeht, jemand aus der Stube dem Fremden 
entgegen gehen, ihn wieder aus dem Hause führen und seine Arbeit so lange ver¬ 
säumen muß. Der Platz bei dem Heerde ist der schönste unter allen, und wer den 
Heerd der Feuersgefahr halber von der Aussicht auf die Diele absondert, beraubt 
sich unendlicher Vortheile. Er hört die Stimme seines Viehes nicht mehr. Er 
kaun sodann nickt sehen, was der Knecht schneidet und die Magd füttert. Die 
Einfahrt wird ein Schleichweg des Gesindes, seine ganze Aussicht vom Stuhle 
hinterm Rade am Feuer geht verloren; und wer vollends seine Pferde in einem be¬ 
sonderen Stalle, seine Kühe in einem andern und seine Schweine im dritten hat, und 
in einem eigenen Gebäude drischt, der hat zehnmal so viel Wände und Dächer zu 
unterhalten und meist den ganzen Tag mit Besichtigen und Aufsichtführen zuzu¬ 
bringen. Ein ringsumher niedriges Strohdach schützt hier die allezeit schwachen 
Wände, hält den Lehm trocken, wärmt Haus und Vieh und wird mit leichter Mühe 
von dem Wirtbe selbst gebessert. Ein großes Vordach schützt das Haus nach 
Westen und deckt zugleich die Schweiuekoben; und um endlich nichts zu verlieren, 
liegt der Mistpfuhl vor der Ausfahrt, wo angespannt wird. Kein Vitruv (ein 
berühmter, römischer Baumeister) ist im Stande, mehr Vortheile zu vereinigen. 
1. Ciiiiclmrgcc plattdeutsch. 
Die Sage vom hölzernen Kreuz zwischen Haidenhofs und Soltau. 
Vörr huunert Jahren lähvt im Haidenhopp ain frommer Minsch, von Namen 
Stähr. Mail Hai so fromm wöhr, so gaif ett vaile Lüh, dai ämm dettwegen nie- 
disch tau Wöhren unn up alle Wies äm watt Wullen. Hai aber kümmer sick wenig 
darüm, schöll dai Lüh' uut unn säh bih allen, wat Hai däh unn anfing, jümm 
(ihnen) tumm Trotz: midd Goddes Hölp unn Währ; wobih sai sick allemal 
ärgerten. Als Stähr späderhenn störv, käumen väile Minschen uut dai Uemm- 
gegend, däi ämm kennt härren, touhopen, umm ämm tou begraben. In da¬ 
mahliger Tied wöhr ett awer so Gebruuk, dat dai Doo'n utt den Kaspell (Kirch¬ 
spiel) nich als hüüdigen Daages nähr 'n Kärkhoff hennfeuhrt, sonnern henndragen 
wüeren. Den Daag, als man awer Stähr nach Soltau tumm Begraben bröcht 
42. Die Bauernhäuser im Osnabrück'schen.
	        
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