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auf den Tisch und entfernte sich, während der Arzt die Kranke
untersuchte.
Darauf machte der Doktor der Frau bekannt, daß er
sie während ihrer Krankheit täglich besuchen wolle, und daß
der Herr, der soeben weggegangen, ihn bezahlen werde und
die Rechnungen in der Apotheke.
„War denn der Fremde nicht auch ein Doktor?" fragte
die Frau. — „Nein," antwortete der Arzt, „es war der
Kronprinz von Preußen."
Da richtete die Frau ihre Blicke nach oben und brachte
ein Dankgebet dem gnädigen Gott, der die Herzen lenkt wie
Wasferbäche.
Fritz als Kinderfreund.
Im Jahre 1885 reiste der Kronprinz mit einer Anzahl
hoher Herren nach Eberswalde zur Jagd. Natürlich waren
die dort wohnenden Kinder neugierig, die schmucken Jäger
zu sehen. Als die letzten sich dem Jagdschlösse näherten,
drängten sich einige Knaben an die Herren heran. Ein kleines
Bübchen kam dicht vor einen vornehmen Jäger und sagte
zu einem kleinen Kameraden: „Ich möchte gern einmal den
Kronprinzen sehen, der doch auch heute hier sein soll."
Da drehte sich der vornehme Jäger um, trat hinter
das Büblein und hielt ihm die Augen zu.
Der Kleine glaubte, daß sich ein Schulkamerad diesen
Scherz erlaubt habe, und rief aus: „Bist du es, Fritze?"
Da lachte der Herr hinter ibm und sagte: „Jawohl, mein
Sohn, du hast recht, der Fritz ist es!"
Es war der Kronprinz gewesen, der dem Kleinen die
Augen zugehalten. Dann unterhielt sich der hohe Herr mit
dem Knaben, welcher der Sohn eines angesehenen Bürgers
war, und fragte ihn, wie er heiße und wo er wohne.
Nach einigen Tagen erhielt der Knabe einen Brief, und
in demselben lag das Bildnis des Kronprinzen. Auf die
Rückseite hatte der hohe Herr eigenhändig seinen Namen
„Fritz" geschrieben.