Full text: Das Haus Hohenzollern

— 50 - 
auf den Tisch und entfernte sich, während der Arzt die Kranke 
untersuchte. 
Darauf machte der Doktor der Frau bekannt, daß er 
sie während ihrer Krankheit täglich besuchen wolle, und daß 
der Herr, der soeben weggegangen, ihn bezahlen werde und 
die Rechnungen in der Apotheke. 
„War denn der Fremde nicht auch ein Doktor?" fragte 
die Frau. — „Nein," antwortete der Arzt, „es war der 
Kronprinz von Preußen." 
Da richtete die Frau ihre Blicke nach oben und brachte 
ein Dankgebet dem gnädigen Gott, der die Herzen lenkt wie 
Wasferbäche. 
Fritz als Kinderfreund. 
Im Jahre 1885 reiste der Kronprinz mit einer Anzahl 
hoher Herren nach Eberswalde zur Jagd. Natürlich waren 
die dort wohnenden Kinder neugierig, die schmucken Jäger 
zu sehen. Als die letzten sich dem Jagdschlösse näherten, 
drängten sich einige Knaben an die Herren heran. Ein kleines 
Bübchen kam dicht vor einen vornehmen Jäger und sagte 
zu einem kleinen Kameraden: „Ich möchte gern einmal den 
Kronprinzen sehen, der doch auch heute hier sein soll." 
Da drehte sich der vornehme Jäger um, trat hinter 
das Büblein und hielt ihm die Augen zu. 
Der Kleine glaubte, daß sich ein Schulkamerad diesen 
Scherz erlaubt habe, und rief aus: „Bist du es, Fritze?" 
Da lachte der Herr hinter ibm und sagte: „Jawohl, mein 
Sohn, du hast recht, der Fritz ist es!" 
Es war der Kronprinz gewesen, der dem Kleinen die 
Augen zugehalten. Dann unterhielt sich der hohe Herr mit 
dem Knaben, welcher der Sohn eines angesehenen Bürgers 
war, und fragte ihn, wie er heiße und wo er wohne. 
Nach einigen Tagen erhielt der Knabe einen Brief, und 
in demselben lag das Bildnis des Kronprinzen. Auf die 
Rückseite hatte der hohe Herr eigenhändig seinen Namen 
„Fritz" geschrieben.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.