Full text: Übersichtlicher Lehr- und Lerntext zum Unterricht in der Geschichte

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Despotismus einen tragischen Ausgang, wenn auch das eine Ziel, die Wieder¬ 
herstellung des königlichen Ansehens, erreicht ward. 
Ulrike Eleonora, die Schwester Karls XII. (siehe S. 284), hatte ihrem 
Gemahle Friedrich I., 1720—1751, die Krone überlassen, der ohne Erben 
starb. Daher wählten die Schweden den Herzog Adols Friedrich von Hol- 
stein-Gottorp zum Könige, der mütterlicherseits dem Hause Wasa entstammte. 
Der übermächtige Reichsrat drängte ihn in den siebenjährigen Krieg, und er 
wurde ein Gegner Friedrichs des Großen, seines Schwagers. Aber Schweden 
mußte diese Kriegslust mit 20 Millionen Thalern büßen. Der zweite König 
aus diesem Hause ist 
Gustav III., 1771— 1792, ein ritterlicher, begabter Fürst. Von der 
französischen Philosophie begeistert, schwärmte er wie Joseph II. für Volks¬ 
beglückung. Mit Hilfe der aus dem siebenjährigen Kriege rückständigen, von 
Frankreich gezahlten Hilfsgelder sicherte er sich das Militär und stürzte dann 
die Adelsherrschaft, indem er den Sitzungssaal des Reichsrates räumen ließ. 
Hierauf brachte er die zerrütteten Finanzen in Ordnung, verbesserte die Rechts¬ 
pflege, stiftete wohlthätige Anstalten und zeigte sich als Beschützer der Künste, 
Wissenschaften und des Gewerbefleißes. Aber da es ihm unmöglich war, 
allen erweckten Erwartungen zu entsprechen, büßte er viel von seiner Volks¬ 
beliebtheit ein. Als ein Krieg mit Rußland unglücklich ablief, entstand eine 
Verschwörung des Adels, und der König wurde von einem Offiziere bei einem 
Maskenballe ermordet. 
5. Dänemark. Seit dem nordischen Kriege (siehe S. 283) hatte sich 
Dänemark (unter den Königen Christian VI., 1730—46, Friedrich V., 1746 
bis 1766) eines langen Friedens erfreut. Unter Friedrich V. leitete der treff¬ 
liche Minister Bernstorff, der Gönner Klopstocks, die Regierung. Der fol¬ 
gende König 
Christian VII., 1766—1808, erhob seinen Leibarzt Struensee, den Sohn 
eines deutschen Theologen, zum ersten Minister. Ohne Kenntnis dänischen 
Wesens, suchte dieser durch gewaltsame, rasche Reformen den Staat dem 
Geiste der Zeit gemäß umzugestalten, endete aber als Opfer einer Ver¬ 
schwörung auf dem Schaffst, 1772. 
6. Portugal. Auch in Portugal war es ein Minister, der dem Zeit- 
geiste Rechnung trug. 
Portugal hatte sich 1640 von Spanien unabhängig gemacht (siehe 
S. 221), geriet aber unter den ersten Königen der Dynastie Bragauza in die 
Hemd Englands, welches die reichen Hilfsquellen des Landes zu seinem Nutzen 
ausbeutete. Der fünfte König war 
Joseph Emanuel, 17o0 1777. Dieser berief den berühmten Marquis 
von Poinbal, den „Richelieu des 18. Jahrhunderts," einen Mann von um¬ 
fassenden Kenntnissen und diplomatischer Gewandtheit, an die Spitze der 
Verwaltung. Energisch und unermüdlich thätig, stellte er sich die Ausgabe, 
Portugal zu seiner ehemaligen Größe zurückzuführen. 
AIs 1755 ein Erdbeben Lissabon zerstörte, verhinderte die Macht seiner
	        
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