303
Despotismus einen tragischen Ausgang, wenn auch das eine Ziel, die Wieder¬
herstellung des königlichen Ansehens, erreicht ward.
Ulrike Eleonora, die Schwester Karls XII. (siehe S. 284), hatte ihrem
Gemahle Friedrich I., 1720—1751, die Krone überlassen, der ohne Erben
starb. Daher wählten die Schweden den Herzog Adols Friedrich von Hol-
stein-Gottorp zum Könige, der mütterlicherseits dem Hause Wasa entstammte.
Der übermächtige Reichsrat drängte ihn in den siebenjährigen Krieg, und er
wurde ein Gegner Friedrichs des Großen, seines Schwagers. Aber Schweden
mußte diese Kriegslust mit 20 Millionen Thalern büßen. Der zweite König
aus diesem Hause ist
Gustav III., 1771— 1792, ein ritterlicher, begabter Fürst. Von der
französischen Philosophie begeistert, schwärmte er wie Joseph II. für Volks¬
beglückung. Mit Hilfe der aus dem siebenjährigen Kriege rückständigen, von
Frankreich gezahlten Hilfsgelder sicherte er sich das Militär und stürzte dann
die Adelsherrschaft, indem er den Sitzungssaal des Reichsrates räumen ließ.
Hierauf brachte er die zerrütteten Finanzen in Ordnung, verbesserte die Rechts¬
pflege, stiftete wohlthätige Anstalten und zeigte sich als Beschützer der Künste,
Wissenschaften und des Gewerbefleißes. Aber da es ihm unmöglich war,
allen erweckten Erwartungen zu entsprechen, büßte er viel von seiner Volks¬
beliebtheit ein. Als ein Krieg mit Rußland unglücklich ablief, entstand eine
Verschwörung des Adels, und der König wurde von einem Offiziere bei einem
Maskenballe ermordet.
5. Dänemark. Seit dem nordischen Kriege (siehe S. 283) hatte sich
Dänemark (unter den Königen Christian VI., 1730—46, Friedrich V., 1746
bis 1766) eines langen Friedens erfreut. Unter Friedrich V. leitete der treff¬
liche Minister Bernstorff, der Gönner Klopstocks, die Regierung. Der fol¬
gende König
Christian VII., 1766—1808, erhob seinen Leibarzt Struensee, den Sohn
eines deutschen Theologen, zum ersten Minister. Ohne Kenntnis dänischen
Wesens, suchte dieser durch gewaltsame, rasche Reformen den Staat dem
Geiste der Zeit gemäß umzugestalten, endete aber als Opfer einer Ver¬
schwörung auf dem Schaffst, 1772.
6. Portugal. Auch in Portugal war es ein Minister, der dem Zeit-
geiste Rechnung trug.
Portugal hatte sich 1640 von Spanien unabhängig gemacht (siehe
S. 221), geriet aber unter den ersten Königen der Dynastie Bragauza in die
Hemd Englands, welches die reichen Hilfsquellen des Landes zu seinem Nutzen
ausbeutete. Der fünfte König war
Joseph Emanuel, 17o0 1777. Dieser berief den berühmten Marquis
von Poinbal, den „Richelieu des 18. Jahrhunderts," einen Mann von um¬
fassenden Kenntnissen und diplomatischer Gewandtheit, an die Spitze der
Verwaltung. Energisch und unermüdlich thätig, stellte er sich die Ausgabe,
Portugal zu seiner ehemaligen Größe zurückzuführen.
AIs 1755 ein Erdbeben Lissabon zerstörte, verhinderte die Macht seiner