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verweilen. So gewannen die Fliehenden einen Vorsprung und entrannen
dem Verfolger. Nach langen Irrfahrten erreichte Jason endlich seine
Heimat, lebte aber später mit Medea, die er zum Weibe genommen batte
nicht glücklich. ' '
10. Der trojanische Krieg. (Sage. 1200.)
Ursache des Krieges. In uralter Zeit lag an der Westküste von
Kleinasten die Stadt Troja oder Jlium. Hier herrschte der reiche König
Priamns. Sein Sohn Paris besuchte einst den König Menelans in
Sparta. Obgleich er hier gastlich aufgenommen wurde, vergalt er doch die
Wohlthaten mit schändlichem Undanke. Er raubte nämlich die schöne He¬
lena, die Gemahlin des Menelans, während dessen Abwesenheit. Darauf
forderte Menelans die Griechen zu einem Heereszuge gegen Troja auf, um
die Schmach zu rächen. Es wurde nun eine Kriegsmacht von 100000 Mann
und 1200 Schiffen zusammengebracht.
Die Helden des Krieges. Unter den Fürsten
Griechenlands, die an dem Rachekriege teilnahmen, war
Agamemnon von Mycenä im Peloponnes der
mächtigste. Er wurde daher zum Oberfeldherrn aller
Mannschaften gewählt. König Nestor von Pylos, ein
liebenswürdiger Greis, war reich an Weisheit, weil er
schon über das dritte Menschengeschlecht herrschte. Voll
Schlauheit und List erschien der kluge Odysseus. Auch
Meuelaus war ein tapfrer Held. Ebenso zeichnete sich
Diomedes durch Unerschrockenheit und Kühnheit aus.
Am herrlichsten aber war Achilles, ein Sohn der Meer¬
göttin Thetis. Er war kühn wie ein Löwe, und niemand konnte sich mit
ihm an Mut und Stärke messen.
Jphigenia. Als die Griechen versammelt waren, und die Flotte
auslaufeu wollte, trat eine Windstille ein. Man befragte den Seher
Kalchas, warum die Götter die Flotte am Auslaufen verhinderten, und
erforschte die Mittel, womit man den Groll derselben versöhnen könne.
Der Seher verkündete, es zürne Artemis (Diana) den Griechen, weil Aga¬
memnon in dem Haine der Göttin eine heilige Hirschkuh getötet habe; ihr
Zorn könne nur durch den Opfertod Jphigenias, der Tochter Agamemnons,
gesühnt werden. Die hochherzige Tochter beschloß, für das Vaterland ihr
junges Leben auszuhauchen. Willig begab sie sich in festlichem Kleide vor
den geschmückten Opferaltar. Schou hatte der Priester den Stahl gezückt,
die Unglückliche zu durchbohren, da erbarmte sich Diana und entführte sie
in einer Wolke den Blicken der Menschen. An ihrer Stelle fanden die
Griechen eine weiße Hirschkuh und opferten dieselbe. Die zürnende Göttin
war versöhnt; bald schwellte ein günstiger Wind die blähenden Segel und
trieb die Flotte der Griechen dem asiatischen Ufer zu.
Belagerung Trojas. Troja war stark befestigt und schwer zu nehmen.
Das merkten die Griechen sehr bald und fingen an, die Stadt einzuschlie¬
ßen und zu belagern. Allein sie litten Mangel; die mitgebrachten Vorräte
waren rasch aufgezehrt, und die Führer schickten sich an, Nahrungsmittel
teils durch Ackerbau im gegenüber liegenden thracischen Chersounes, teils
durch Raubzüge herbeizuschaffen. Dies hatte zur Folge, daß das Gesamt¬
heer nie recht beisammen war, und die Stadt nicht regelmäßig eingeschlossen
werden konnte. Da ferner die Kunst, Städte zu belagern, noch wenig
geübt war, so zog sich die Belagerung auf zehn Jahre in die Länge. Man