Full text: Geschichte des Mittelalters (Teil 2)

Kaiser aus verschiedenen Häusern. 
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Habsburgern, die die Hoffnung, das Land zu gewinnen, nicht aufge¬ 
geben hatten. 
c) Gleich nach Erledigung der böhmischen Angelegenheit zog Hein-Römerzug. 
rich VII. voll idealer Begeisterung nach Italien. Hier war seit dem 
Niedergänge des Kaisertums keine vorherrschende Macht mehr; weder die 
Päpste, noch die Anjou in Neapel hatten das Erbe der Staufen ge¬ 
wonnen. Papst Bonifatius VIII. war der letzte, der mit Entschieden-3u|t^beenin 
heit den Anspruch auf die führende Stellung auch in weltlichen Angele¬ 
genheiten vertrat (die Bulle: „Unam sanctam“). Sein zweiter Nach¬ 
folger, Klemens V.. verlegte seinen Sitz nach Lyon und später nach 
Avignon; da verlor das Papsttum die weltbeherrschende Stellung uud 
geriet in Abhängigkeit von Frankreich („babylonische Gefangenschaft"), 
Die mittel- und oberitalischen Städte wurden ganz selbständig. Nicht 
mehr stritten sich die Ghibellinen mit den vom Papst unterstützten 1305-77. 
Guelfeu um die Kaiserherrschaft. In jeder einzelnen Stadt führten 
die demokratischen Gewerbetreibenden erbitterte Kämpfe mit den herr¬ 
schenden Geschlechtern. Auf diese Kämpfe wurden nun die Namen der 
alten Parteien angewandt. Oft schlossen die Zünfte sich einem beliebten 
Führer des Adels an, der dann eine fürstliche Macht („Signoria“) 
besaß und seine Gegner meist mit großer Hörte und Grausamkeit ver¬ 
folgte. Durch diese Kämpfe wurden die reichen, blühenden Städte völlig 
zerrüttet; daher begrüßten die italischen Patrioten, allen voran Dante, 
der Dichter der „Göttlichen Komödie", den Entschluß des Kaisers, uach 
Italien zu kommen, mit großer Begeisterung und froher Hoffnung. Hein¬ 
rich VII. suchte wie in Deutschland zwischen den Parteien Frieden zu 
stiften uud wurde in Mailand zum lombardischen König gekrönt. 
Als er aber von den Städten Opfer forderte, weigerten sie sich, diese zu 
zahlen. Das guelfisch gesinnte Florenz schloß ihm die Tore; die Guelfen 
wurden unterstützt von dem König von Neapel. Trotz seiner Friedens¬ 
liebe mußte sich Heinrich zum Kampf entschließen. Unterstützt von Pisa 
zog er nach Rom, konnte aber nur einen Teil der Stadt einnehmen und 
wurde im Lateran von einem Kardinallegaten zum Kaiser gekrönt. Nutt^J 
traf er umfassende Vorbereitungen, um seinen Hauptgegner, den König 1312. 
von Neapel, niederzuwerfen. Seine stolzen Pläne vereitelte ein jäher 
Tod. Er starb in der Nähe von Siena auf dem Marsche und wurde 
auf dem Campo Santo in dem Irenen Pisa begraben. 
§ 73. fcudwig der Bayer 1314 1347 und Friedrich der Schone 
Don Österreich 1314 1330. a) Die habsburgische Partei wählte Friedrich roa 
von Österreich, den Sohn Albrechts I.. die luxemburgische wegen der 
Minderjährigkeit Johanns von Böhmen den Herzog Ludwig von Ober¬ 
bayern, der durch einen glänzenden Sieg über ein österreichisches Heer 
in einem Streit um Niederbayern die Aufmerksamkeit auf sich gezogen 
hatte. Das größere Recht war auf feiten Ludwigs, der die Mehrzahl
	        
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