Full text: Geschichte des Mittelalters (Teil 2)

106 Die Zeit der Bildung großer Territorialherrschaften. 
II. Kaiser aus dem Baute Böhmen=[wxemburg 1347—U37. 
K^rl iv. § 74. Karl IV, 1347-1378. a) Der Tod Ludwigs war für die 
Fürsten. Wittelsbacher ein schwerer Schlag. Karl nutzte die Lage geschickt aus. 
Gegen den Markgrafen Ludwig von Brandenburg, den ältesten Sohn 
des verstorbenen Kaisers, begünstigte er einen Abenteurer, der sich für 
den verstorbenen Askanier Waldemar ausgab; den Kurfürsten von der 
Pfalz gewann er durch Vermählung mit deffen Tochter; den von der 
^von^wittelsbachischen Partei aufgestellten Gegenkönig Günther von Schwarz- 
Schwarz-bürg veranlaßte er, gegen eine Geldsumme auf die Krone zu verzichten. 
burs' Nun erkannte auch Ludwig von Brandenburg ihn als König an, dagegen 
gab Karl den falschen Waldemar auf. 
solgungen b) In dieser Zeit der politischen Unruhen führte der Haß gegeu 
die Juden, die sich durch Ausleiheu von Geld gegen hohe Zinsen großen 
Reichtum erworben hatten, zu furchtbaren Judenverfolgungen. Die arme, 
verschuldete Bevölkerung verlangte die Vernichtung der Schuldbriefe, plün¬ 
derte und zerstörte die Häuser und mißhandelte und mordete die Judeu. 
schwarze^ dann eine furchtbare Seuche, der „schwarze Tod" oder das „große 
Tod". Sterben" auftrat und manche Orte fast entvölkerte, schob man den ver¬ 
haßten Juden die Schuld zu und behauptete, sie Hätten die Brunnen 
vergiftet. Um die Seuche fern zu halten und den Zorn Gottes zu be¬ 
sänftigen, traten an allen Orten zahllose Scharen von Geißelbrüdern oder 
^lanten^l- Flagellanten auf; sie zogen singend von Ort zu Ort und peitschten sich 
öffentlich gegenseitig mit Geißelhieben, bis eine päpstliche Bulle das 
Treiben verbot. 
c) In der klaren Erkenntnis, daß seine Stellung im Reiche nur 
auf seiner Hausmacht beruhe, suchte Karl IV. mit allen Mitteln seine 
F°^eruna Länder wirtschaftlich und kulturell zu fördern, besonders Böhmen, 
in Böhmen. Er führte neue Industrien ein (Glas, Papier), berief deutsche Bergleute 
und Handwerker, legte neue Wege an, verbesserte die Schiffahrt auf der 
Elbe und verschönerte die Städte, besonders Prag, durch Paläste, Kirchen 
^°Prag^uud Brücken. In Prag gründete er auch die erste deutsche Univer- 
1348. sität. Er ließ ein „Landbuch" anlegen, worin die Abgaben und Dienst¬ 
leistungen des Grundbesitzes an den Landesherrn verzeichnet waren. Mit 
unerbittlicher Strenge ging er gegen die Störer des Landfriedens vor. 
^Erzuge d) Nachdem er so die Grundlage seiner Macht befestigt Hatte, zog 
er mit wenigen Begleitern nach Italien, erwarb die lombardische Krone 
und wurde in Rom von dem Legaten des Papstes zum Kaiser gekrönt. 
Zufrieden mit dem äußeren Glanz der Kaiserkrone dachte er trotz der be¬ 
geisterten Aufforderung Petrarcas nicht daran, seine Kaisermacht in dem 
von Parteien zerrissenen Lande zur Geltung zu bringen. 
1368-69. Als später der Papst Urban V. auf feine Veranlassung wikder nach 
Rom übersiedelte, unternahm er mit einem größeren Heere einen zweiten
	        
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