Die Völkerwanderung.
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-er sich in Ravenna verschanzt hatte, veranlaßte Alarich zweimal vor
Rom zu ziehen,, das erste Mal begnügte er sich mit einem hohen Löse-
-geld, das zweite Mal überließ er die Stadt mit Ausnahme der Kirchen
leinen Goten zu einer Plünderung, die drei Tage dauerte. Da die Be¬
satzung Ravennas von Afrika aus Zufuhr an Lebensmitteln erhielt, wollte
Alarich nach Afrika übersetzen, starb aber bei Cosenza und wurde im sna^s.
Bnsento begraben.
Sein Nachfolger Athanlf gab den Gedanken an Afrika auf, zog
nach Gallien und vermählte sich mit der Schwester des Kaisers, Placidia.
%er Plan Alarichs, im Einverständnis mit dem Kaiser auf römischem
Boden ein Reich zu gründen, wurde von Wallia verwirklicht. Sein Nach¬
folger Theodorich machte Toulouse zur Hauptstadt. Das Reich umfaßte429.
Südgallien und Aquitanien unb dehnte sich allmählich über ganz Spanien
mit Ausnahme der Nordwestecke aus (Tolosanisches Reich).
§ 9. Wonderung der Vandaler und Burgunder. Als Stilicho E.
ine Legionen vom Rhein abberief, um Italien gegen Alarich zu schützen,
drangen verschiedene germanische Völkerschaften, namentlich Vandaler,
über den Rhein und zogen plündernd durch Gallien. Ein Teil blieb an
üer Loire zurück, die andern eroberten Spanien und verteilten es durch
Las Los; die Vandaler erhielten den Süden (Vandalnsien). Vor den
Westgoten zogen sie sich an die Küste zurück und gingen auf die Auf¬
forderung des römischen Statthalters hin nach Nordafrika. Der ver- 429.
jchlagene, beutelustige König Geiserich eroberte in wenigen Jahren ganz
Nordafrifa, nur die Stadt Hippo, in der der Bischof, der hl. 2litgu= t430.
stiuus, die Einwohner znm Kampf anfeuerte, leistete längere Zeit Wider¬
stand. . Hauptstadt wurde das neu erblühte Karthago. So war die
Kornkammer Italiens in den Händen der Vandaler; aber die Beutelust
trieb diese noch weiter. Die reichen Inseln des Mittelmeeres lockten. Die
Vandaler wurden Seefahrer, eroberten ©teilten, Sardinien usw., und bald
Zitterten alle Küstenländer des Wendelsees, des westlichen Beckens des
Mittelmeeres, vor den kühnen Seeräubern.
Dem Beispiele der Vandaler folgten die Burgunder, die von der Die
Oder und Weichsel zum Main gezogen waren und nun in der ©egendynr91inbei*
von Mainz und Worms ein Reich begründeten. Um ihr weiteres Vor¬
dringen zu hindern und Gallien zu sichern, ries der römische Statthalter
Aßtins, die Hunnen zu Hülfe, bei denen er in feiner Jugend längere
Zeit als Geisel gelebt hatte. Der burgundische König Gundahar soll bei
einem Gelage treulos ermordet sein, das Volk erlitt eine völlige Nieder¬
lage (Nibelungenlied). Der Rest schloß mit den Römern Frieden und
erhielt das Gebiet des heutigen Savoyen als Verbündete der Römer.
Beim Zusammenbruch des Reiches dehnten sie ihre Macht über das Gebiet
zwischen der Rhone und den Alpen aus, wurden aber wegen der geringen
Stärke bes Volkes schnell romanisiert.
Weltgeschichte für die Oberstufe b. Studienaw'. 2. Bd. 2