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2. Kap. Ludw. XIV. Eroberungskr.v. 1672 b. 1697. 49l
Ausdehnungsplane. Er behielt Lothringen und die im Frieden
abgetretenen Plätze in Händen, besetzte sogar andere, und mach¬
te die Reichsstädte und die Ritterschaft im Essaß zu seinen Un-
terthanen. Hierauf wurden so genannte Reunionskammern zu
Metz, Breyjach, Besannen und Tournay angelegt, um zu
untersuchen, welche Oener ehemahls zu den abgetretenen Län¬
dern gehört hätten, die alsdann der König sogleich tti Besitz neh¬
men ließ, und sich auf diese Art eines ausgedehnten Strichs
am Rhein und in den Niederlanden, und am 3 osten Sept. 16^1
sogar der Stadt Strasburg bemächtigte. An demselben Tage
kaufte er Kasale, um einen festen Fuß in Italien zu haben.
Ludwig war in einer furchtbaren Verfassung, und die leidenden
Staaten konnten ihm nur ohnmächtige Unterhandlungen und
unwirksame Bündnisse entgegen stellen, die er um desto weni¬
ger fürchtete, da England, Dänemark und selbst Brandenburg
auf seiner Seite waren, und der Kaiser mit den empörten Un¬
gern und den Türken einen unglücklichen Krieg führte. Als
Frankreich 1683 die Stadt Luxemburg angriff, so kündigte ihm
Spanien den Krieg an, aber es wurde sogleich zum Nachge¬
ben gezwungen. Wilhelm war Frankreichs einziger furchtbarer
Feind. Aber er wagte es, bey der Schwäche von Spanien
und Oostreich, nicht, mit Frankreich zu brechen, sondern kam
mit Frankreich über einen Wassenstillstand auf zwanzig Jahre
überein, vermöge dessen Ludwig in dem Besitze desjenigen blieb,
was ihm die Reunionskammern zugesprochen hatten. Ludwig
war damahls auf dem höchsten Gipfel seiner Größe, und ließ
dieselbe jeden fühlen, der seinen Zorn reihte. Allein obgleich
äußerlich diese Uebermacht noch fortzudauern schien, so traten
doch damahls schon verschiedene Umstände ein, die Frankreich
innerlich schwächten. Kolbert starb am 6ten Sept. 1683. Lud¬
wig verjagte seine fleißigen Hugenotten, und verdoppelte, im
Schwindel seiner Größe, seine Verschwendung. Louvois ver¬
leitete ihn, den Waffenstillstand dadurch zu brechen, daß er,
nach dem Tode des Kurfürsten Karl aus der simmerischen Linie,
der unbeerbt starb, einen beträchtlichen Theil der pfälzischen
Länder als Allodialerbschaft für die Herzoginn von Orleans,
des verstorbenen Kurfürsten Schwester, forderte, 1655.; den
Waffenstillstand in einen Frieden verwandelt wissen wollte; und
sich in eine streitige Kurfürstenwahl von Köln mischte. Der
Prinz Wilhelm wünschte jetzt Frankreich zu beschäftigen, wegen
seiner beabsichtigten Unternehmung gegen Jakob II., König
von England, Frankreichs Alliirten. Man gewann Dranden-
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