— 88—
auf. — Als er sein Ende nahen fühlte, versammelte er die Seinen um sich, um
Abschied zu nehmen. Den Kurprinzen ermahnte er besonders, den ererbten
Ruhm zu wahren und zu mehren, seine Untertanen zu lieben und treue Räte zu
hören. Beim Nahen des Todes rief ex: „Komm, Herr Jesu, ich bin bereitl“
Seine letzten Worte waren: „Ich weiß, daß mein Erlöser lebt, und er wird
mich hernach aus der Erde auferwecken.“
13. Luise Henriette. Im Jahre 1646 vermählte sich der Kurfürst mit
Luise Henriette, Tochter des Prinzen von Oranien. (S. 84) Sie war ihrem
Gemahl in herzlicher Liebe zugetan. Auf allen Reisen und Kriegszügen begleitete
sie ihn. „Ich will lieber alle Unbequemlichkeiten der Welt haben und bei ihm sein,“
sagte sie, „als alle Bequemlichkeiten der Welt haben und ihn nicht sehen.“ Und der
Kurfürst liebte und verehrte sie ebenso innig. Nach ihrem Tode seufzte er öfter:
„O Luise, Luise, wie sehr vermisse ich deinen Rat!“ Sie war eine sehr fromme
Frau und fand ihre Lust daran, Armen und Bedrängten Hilfe zu leisten. Daher
war sie auch beim Volke sehr beliebt, und viele Mädchen wurden zu ihrer Zeit
auf den Namen „Luise“ getauft. In Oranienburg gründete sie ein Waisenhaus.
Vor diesem Hause ist ihr später ein Denkmal errichtet worden. Ihr Lieblingslied
war „Jesus meine Zuversicht“.
49. Friedrich I. 1688 - 1713.
1. Streben nach der Königskrone. Der Große Kurfürst hatte Branden—
burg zum mächtigsten Staate Deutschlands erhoben. Er besaß ein großes, schlag—
fertiges Heer, und sein Land war größer als manches Königreich. Sein Sohn
und Nachfolger wollte nun seinem Staate auch noch den äußeren Glanz verleihen
und slrebte daher nach der Königskrone. In diesem Streben wurde er noch durch
seine Prachtliebe bestärkt. (In jener Zeit gaben alle Fürsten viel auf äußeren
Glanz.) Zum Tragen der Königskrone wollte er aber die Einwilligung des Kaisers
haben. Lange verhandelte er mit ihm; endlich gab der Kaiser seine Zustimmung,
daß er sich zum Könige „in Preußen““) krönen lassen könne, wenn er ihm in
dem nächsten Kriege 8000 Mann Hilfstruppen stellen wolle. Friedrich willigte ein.
Der Kaiser wurde nämlich um diese Zeit mit Frankreich in einen Krieg verwickelt.
In Spanien hatte der kinderlose König KKarl IL, aus dem Habsburger Geschlecht) den Enkel
Ludwigs XIV,, Philipp V. (aus dem Hause Bourbon), zu seinem Nachfolger eingesetzt.
Jedoch sofort nach dem Tode des Königs machte der Kaiser Anspruch auf den spanischen
Thron für seinen Sohn Karl. Es kam daher zu dem sogenannten „spanischen Erbfolge—
kriege“. Preußen schickte dem Kaiser statt der 8000 sogar 26000 Mann zu Hilfe. GZu
6000 Mann Hilfstruppen war Friedrich als Reichsfürst verpflichtet) Anführer dieser
Truppen war der 25jährige Fürst Leopold von Dessau („der alte Dessauer“). Den Ober—
befehl über die kaiserlichen Truppen hatte der berühmte Feldherr Prinz Eugen „der edle
Ritter“. Nach vielen Schlachten siegte endlich Frankreich, und Philipp V. blieb auf
Spaniens Thron.
2. Krönung. Am 18. Januar 1701 fand die Krönung in Königsberg unter
großer Pracht statt. Am Tage vorher stiftete Friedrich den „Schwarzen Adler—
orden“. Das ist noch heute der höchste Orden im preußischen Staate. Das
Ordenszeichen (ein silberner Stern sowie ein blaues Kreuz an einem orangefarbenen
Bande) enthält die Inschrift: „Jedem das Seine.“ (Wahlspruch des Königs!)
In Preußen war der Kurfürst unabhängig. Brandenburg aber war Reichsland
und als solches vom Kaiser abhängig. Der Kaiser aber fürchtete, ein König von Branden—
burg würde ihm nicht so leicht gehorchen als ein Kurfürst von Brandenburg, daher König
in Preußen“ (n“, nicht „von“), weil er nicht ganz Preußen, sondern nur Ostpreußen
in seinem Besitze hatte (S. 100.