Friedrich Wilhelm IV. 159
Elbherzoqlümer also getrennt werden sollten. Das war offenbar eine
Verletzung ihrer verbrieften Rechte. Auf die Kunde von den Vorgängen
in Kopenhagen erhob sich die deutsche Bevölkerung in Holstein und richtete
eine provisorische Regierung ein. Der Schritt fand m Deutschland be¬
geisterte Zustimmung. Die Bereitwilligkeit, für den gefährdeten Bruder¬
stamm einzutreten („Schleswig-Holstein, meerumschlungen"), führte zahl¬
reiche Freiwillige nach dem Norden. Im Einverständnis mit dem
Bundestage schickte Friedrich Wilhelm IV. den General von Wrangel
mit Garderegimentern, die eben Berlin geräumt hatten, nach Schleswig-
Holstein, und auch hannoversche Truppen kamen dahin. Wrangel er¬
stürmte das Dänenwerk und drang in Jütlaud ein, während die
Hannoveraner einer feindlichen Armee im Sundewitt gegenüber standen.
Aber England, Rußland und Schweden traten für Dänemark ein; die
dänische Kriegsflotte sperrte zudem die Seehäfen Preußens und lähmte
dessen Handel. So ließ sich Friedrich Wilhelm IV. zum Waffenstillstand
von Malmö bewegen. Als im nächsten Jahre (1849) die übermütigen
Danen ihn kündigten, trat ihnen ein vom preußischen General v. Pnttwitz
befehligtes Reichsheer in den Elbherzogtümern entgegen. Auch von diesen
selbst wurde eine ansehnliche Truppenmacht aufgestellt. Die Strand-
fmtterieen des Herzogs Ernst von Koburg schossen in der Bucht von
Eckernförde ein dänisches Kriegsschiff in Brand, zwangen ein zweites,
die Flagge zu streichen. Bayern unter von der Tann und Sachsen er¬
stürmten in Gegenwart des sächsischen Kronprinzen Albert die Schanzen,
welche die Dänen bei Düppel im Sundewitt angelegt hatten. Die neu
gegründete deutsche Kriegsflotte bestand bei Helgoland gegen die dänische
ein rühmliches Treffen. Aber die Diplomatie lähmte den Fortgang der
Unternehmungen. Als die Schleswig-Holsteiner durch einen Ausfall
der Dänen vor Fredericia bedeutende Verluste erlitten, ging Friedrich
Wilhelm IV. unter dem Druck der ausländischen Diplomatie, welcher
die Erhebung der Elbherzogtümer als revolutionär galt, den Waffen¬
stillstand von Berlin ein, infolgedessen sich die deutschen Truppen hinter
die Eider zurückzogen. Im nächsten Jahre (1850) schloß Preußen auf
Grundlage der Wiederherstellung des Zustandes vor dem Kriege Frieden.
Die Herzogtümer fetzten nun den Kampf auf eigene Faust fort, mußten
aber bei Jdsted das Schlachtfeld räumen. Nach den Beschlüssen der
Olinützer Konferenz besetzten 1851 österreichische Truppen, von Preußen
unterstützt, Holstein und übergaben es den Dänen.
Da der Dänenkönig Friedrich VII. kinderlos war, bezeichnete er
den Gemahl seiner Base, den Prinzen Christian (IX.) aus der Glücks¬
burger Linie, als seinen Nachfolger in der Gesamtmonarchie, trotzdem
die in Dänemark zulässige weibliche Erbfolge in Schleswig-Holstein
nicht galt. Die Großmächte stimmten der Erbfolgeordnung im Londoner
Protokoll 1852 zu, jedoch unter dem Vorbehalt, daß die Rechte der
Elbherzogtümer geachtet würden.