1745
bis
1765
1756
bis
1763
80 Das Königreich Preußen.
stellte sich mit gezogenem Degen an die Spitze des Fußvolkes, das, durch
Schnee und Eis vordringend, die schlüpfrigen Abhänge hinanklomm und
den Sieg an sich riß. Friedrich II. war vom Schlachtplatze nur wenige
Wegstunden entfernt gewesen und hatte den Kanonendonner gehört. Am
zweiten Tage nach dem Kampfe traf er zur Besichtigung der Walstatt
ein und erwies dabei dem greisen Sieger alle Ehren.
Friedensschlüsse. Wenige Tage nach der Schlacht von Kessels¬
dorf war Friedrich in Dresden. Hier kam am Weihnachtstage der
Friedensschluß mit Österreich und Sachsen zu stände. Die Breslau-
Berliner Festsetzungen wurden bestätigt, und Preußen erkannte den
Großherzog Franz von Toskana, der nach dem Tode Karls VII. zum
Deutschen Kaiser erwählt und als Franz I. (1745—1765) auch bereits
gekrönt worden war, als solchen an. Friedrich wurde beim Einzug in
seine Hauptstadt von deren Bürgern mit dem Beinamen „der Große"
begrüßt.
Nur noch Spanien und Frankreich waren nach dem Dresdener
Frieden mit der Kaiserin im Kriege. In den österreichischen Nieder¬
landen, die sich ersteres zur Beute ausersehen hatte, und in Oberitalien
wurde weiter gekämpft, bis 1748 der Frieden zu Aachen den Öster¬
reichischen Erbfolgekrieg beendete. Frankreich erlangte diesmal durch
seine Einmischung in deutsche Angelegenheiten keine Vorteile.
Der dritte Schlesische (Siebenjährige) Krieg (1756—1763).
Ausbruch des Krieges. Maria Theresia hatte im Österreichischen
Erbfolgekriege ihre Besitzungen mit Ausnahme Schlesiens gegen zahlreiche
und mächtige Feinde rühmlich behauptet. Der Verlust dieses blühenden
Landes schmerzte sie um so mehr, als sie es im Kampfe gegen.einen
Staat eingebüßt hatte, dessen Herrscher man in Wien fast als Vasallen
Habsbnrgs zu betrachten gewohnt war. Die Wiedergewinnung Schlesiens
mußte ihr als Hauptziel der österreichischen Politik erscheinen, da gerade
dessen Besitz Preußen die Mittel bot, die seit Jahrhunderten von Österreich
in Deutschland ausgeübte Hegemonie ihrem Hause streitig zu machen.
Aber nicht allein, sondern nur im Verein mit mächtigen Bundesgenossen
wollte sie den Kampf mit dem gefürchteten Gegner aufnehmen. Leicht
gewann sie für ihren Plan die russische Kaiserin Elisabeth, welche in¬
folge der Spottreden Friedrichs über ihr sittenloses Treiben dessen per¬
sönliche Feindin war. Auch gelang es ihr, an dem verkommenen
französischen Hofe Einfluß zu gewinnen und denselben 1756 zum Ab¬
schluß eines preußenfeindlichen Bündnisses zu bewegen. Anlaß zu
demselben gab ein zwischen Friedrich und seinem Oheim Georg II. ein¬
gegangener Vertrag, durch den die beiden Monarchen sich zum gegen¬
seitigen Beistände gegen alle Angriffe in Deutschland verpflichteten.
Trotzdem der Zweck desselben nur die Verteidigung, nicht der Angriff
war, betrachtete ihn der französische Hof als gegen sich gerichtet, denn
zwischen England und Frankreich war wegen ihrer nordamerikanischen