Full text: Hilfsbuch für den Unterricht in der brandenburgisch-preußischen Geschichte

1890 
1897 
- 208 Das Königreich Preußen. 
Abkommen verzichtete das Reich zu Gunsten Englands auf Hoheitsrechte, 
die es über einige nördlich von der jetzigen Kolonie Deutsch-Oltasrika 
gelegene Gebiete erworben hatte, und erklärte sich mit der Errichtung 
der britischen Schutzherrschaft über das Jnselreich des Sultans von 
Sansibar einverstanden; dafür trat England die Nordseeinsel Helgoland 
an den Deutschen Kaiser ab. Sie hat einen Flächeninhalt von 0,6 qkm 
und zählt 2000 durchweg deutsche Einwohner. Einen besonderen Wert 
hat die Insel insofern, als sie im Kriegsfall von einer feindlichen Flotte 
mit Vorteil als Stützpunkt bei der Sperrung der Elb- und Wesermündung 
benützt werden könnte. 
Krieg zwischen China und Japan (1894/95). Ein Streit um die Schutz- 
herrschaft über Korea, die China bisher wenigstens dem Namen nach inne gehabt 
hatte, Japan aber zu erlangen strebte, führte 1894 zum Kriege zwischen den beiden 
Hauptvölkern Ostasiens. In demselben erwies sich Japan, das in den letzten Jahr¬ 
zehnten die europäische Kultur mit erstaunlicher Schnelligkeit sich zu eigen gemacht 
hat, dem starren, europäerfeindlichen Reich der Mitte zu Lande und zu Wasser so 
überlegen, daß dieses im Frieden von Simonoseki (aus Hondo) 1895 Koreas Un¬ 
abhängigkeit anerkennen und dem Gegner bedeutende Gebietsabtretungen gewähren 
mußte. Die Einmischung Rußlands, Frankreichs und des Deutschen Reiches be¬ 
schränkte den Erwerb Japans, dessen Emporkommen Besorgnis erregen mußte, jedoch 
auf die Insel Formosa. Die europäischen Seemächte sind seither bemüht, von dem 
verdorrenden Riesenreich Ostasiens ihrem Handel und ihrer Industrie geeignete Stütz¬ 
punkte und Gebiete zu sichern. 
Das Deutsche Reich nahm 1897 durch Vertrag mit China die 
Bucht von Kiautschou und ihr Uferland auf 99 Jahre in Pacht. Die 
an Kohlen und Rohseide reiche Halbinsel Schantung ist nunmehr dem 
deutschen Unternehmungsgeiste geöffnet. Unsere Kriegsflotte besitzt in 
Ostasien einen wertvollen Stützpunkt und eine Kohlenstation. 
Krieg zwischen Spanien und der Union (1898). Die Mißwirtschaft 
und Ausbeutungssucht der Spanier erregten 1895 auf Cuba einen Aufstand. Trotz 
Entfaltung bedeutender Machtmittel vermochte das Mutterland denselben in drei¬ 
jährigem Kampfe nicht zu dämpfen, da die Empörer insgeheim von den Vereinigten 
Staaten von Amerika aus unterstützt wurden. Die darob entstehende Spannung 
zwischen den letzteren und Spanien erfuhr eine gefährliche Steigerung, als im Hafen 
von Habana (awana) ein nordamerikanisches Kriegsschiff mit voller Bemannung auf 
unaufgeklärte Weise in die Luft flog. Die Union warf sich jetzt zum Schützer der 
Aufständischen auf, forderte, daß Spanien seine Hoheitsrechte über Cuba aufgebe 
und seine Streitkräfte von der Insel zurückziehe. Die Abweisung dieses Ansinnens 
hatte 1898 den Beginn des Krieges zur Folge. Die Unzulänglichkeit der Rüstungen 
Spaniens und die Unfähigkeit seiner Staatsmänner, Heer- und Flottenführer machte 
den Nordamerikanern den Kampf leicht. Ein mit allen Hilfsmitteln der modernen 
Technik ausgestattetes Geschwader der letzteren schloß eine spanische Flotte im Hafen 
von Santiago, dem zweitgrößten Platze der Insel, ein und vernichtete sie bei einem 
ungeschickten Versuche zu entkommen. Unterstützt von den Aufständischen, nahmen 
gelandete Unionssoldaten die Stadt. Eine zweite Flotte der Vereinigten Staaten 
dampfte nach den Philippinen, gelangte unbemerkt in die Bucht von Manila und 
zerstörte mit geringer Mühe die veralteten, ungepanzerten und größerer Geschütze 
entbehrenden Fahrzeuge des spanischen Geschwaders, das die Hauptstadt des Archipels 
zu decken bestimmt war. Zugleich wurden die Spanier zu Lande durch die aufständischen
	        
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