Full text: Die ersten deutschen Eisenbahnen Nürnberg - Fürth und Leipzig - Dresden

Zweiter Teil: 
Die Leipzig-Dresdener Eisenbahn. 
Das sächsische Bürgertum war Anfang der dreißiger 
Jahre im Vormarsch. Eben hatte es sich durch die Ver¬ 
fassung vom 4. September 1831 eine Vertretung errungen, 
und der Beitritt zum Zollverein, der seit 24. März 1833 
beschlossene Sache war, sollte ihm größere wirtschaftliche 
Bewegungsmöglichkeit bringen. So war es geneigt, mit 
gehobenem Gefühl an neue Pläne heranzutreten, besaß 
Wagemut und Sinn für allgemeine Aufgaben. „Dom 
Zollverein" — schrieb List später, indem er vielleicht auf 
dies eine wort zu schwere Betonung legt — „datiert sich 
die Wiedergeburt des deutschen Unternehmungsgeistes, 
der jahrhundertelang geschlafen hatte, von ihm datiert 
sich die Teilnahme des deutschen Publikums an allen National¬ 
angelegenheiten, und erst der Zollverein hat die Deutschen 
die Notwendigkeit und die Nützlichkeit der politischen Aus¬ 
bildung und Einigung gelehrt." 
So wußte er genau, daß er zu rechter Zeit kam, als 
er jetzt im Oktober 1833 seine Broschüre „Ueber ein sächsisches 
Eisenbahn-System als Grundlage eines allgemeinen deutschen 
(Eijenbahn-Systems und insbesondere über die Anlegung 
einer Eisenbahn von Leipzig nach Dresden" erscheinen ließ1). 
Sie ist als ganz ruhige, sachliche Darlegung, insbesondere 
auch der technischen Kragen, gehalten, hinreißend allein 
durch eine beigegebene Eisenbahnkarte des künftigen 
Deutschlands, die — ein beredtes Zeugnis von Lists Glauben 
an die Prophetenaufgabe des Politikers — das Endziel 
seiner Gedanken, ein deutsches (Eisenbahnsystem, veranschau¬ 
lichen soll. 
x) Noch immer steht eine Gesamtausgabe von Lists Schriften 
aus, obwohl sie schon vor Jahren geplant und bereits ein Komitee 
dafür zusammengetreten ist. Sie bleibt dringendes Erfordernis. 
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