Full text: Vorstufe des Geschichtsunterrichts in Volksschulen

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Die kaiserlichen Kinder wurden sehr einfach erzogen. Sie erhielten 
an Spielsachen, Kleidung und Speisen nur das, was nötig war. Als 
sie die Schule besuchten, war ihre Zeit genau eingeteilt. Die Prinzen 
mußten um 6 Uhr aufstehen und hatten zum Anziehen nur 20 Minuten 
Zeit. Das Frühstück erhielten sie erst nach der ersten Unterrichtsstunde. 
Die Unterrichtsstunden dauerten bis 1 Uhr. Am Nachmittage mußten 
die Prinzen turnen und exerzieren, schwimmen und reiten. Sie hatten 
auch einen Spielplatz, auf dem sie namentlich gern Ballspiele trieben. 
Zu den Spielen wurden auch manchmal andere Knaben eingeladen. 
Die kaiserlichen Kinder wurden dann aber strenger behandelt als die 
Gäste. Den letzteren verzieh der Erzieher manchmal einen Fehler, 
nicht aber den Prinzen. Mit 10 Jahren ist jeder Prinz Offizier 
geworden. In den Dienst bei den Soldaten wurden die Prinzen 
aber erst eingestellt, als ihre Schulzeit zu Ende war. Heute sind die 
Prinzen schon stattliche Herren und tun ihren Dienst als Offiziere. 
Einer von ihnen, der Prinz Adalbert, ist Seeoffizier. 
Ein Geburtstag der Prinzessin. 
Als die Prinzessin ihren 4. Geburtstag feierte, erlaubten es die 
Eltern, daß noch andere Mädchen eingeladen wurden. Sie erhielten 
Milchkaffee und Kuchen. Auch Musiker waren da, die lustige Stücke 
spielten. Jedem Musiker trug die kleine Prinzessin ein großes Stück 
Kuchen hin. Nachher wollten die kleinen Gaste tanzen. Aber die 
Musik war den Kindern zu laut. Da schickte der Kaiser einen Diener 
aus, ob nicht ein Leiermann in der Nähe wäre. Glücklicherweise 
wurde einer gesunden. Der Kaiser befahl ihm, alles zu spielen, was 
er auf der Walze habe. Nun tanzten und sangen die kleinen Gäste 
bis der Abend kam und alle zu Bett gehen mußten. Der Kaiser 
und die Kaiserin hatten ihre Freude an den kleinen Mädchen. Für 
den Leiermann war aber der Tag auch ein Fest; denn er erhielt vom 
Kaiser 150 Mark. — Heute ist die Prinzessin Viktoria Luise schon 
erwachsen und die Braut des Herzogs von Braunschweig. 
Der Kronprinz. 
Der älteste Prinz, Wilhelm, wird Kronprinz genannt, weil er 
einmal die Kaiserkrone erben wird. Er ist am 6. Mai 1882 geboren. 
Sein jugendlicher Körper wurde durch Turnen, Ballspielen, Schwimmen 
und Reiten für den Beruf des Soldaten gestärkt. An feinem zehnten 
Geburtstage ist er zum Leutnant ernannt worden. Der Kaiser schenkte
	        
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