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Der Kaiser als Schüler.
Als unser Kaiser 15 Jahre alt war, mußte er eine höhere Schule
besuchen, die weit von Berlin entfernt war. Bis dahin war er im
elterlichen Haufe unterrichtet worden. Als der Vater den Prinzen btr
Schule zuführte, meinte er, der Prinz müsse ebenso folgen, wie die
übrigen Knaben. Das hat unser Kaiser auch immer getan. Wenn
die Reihe an ihn kam, spitzte er die Kreide und wusch den Schwamm
aus. Gegen seine Mitschüler war er immer gefällig. Nicht die
Vornehmsten suchte er sich als Freunde aus, sondern die Besten.
Häufig lud er auch einige Mitschüler als Spielkameraden zu sich ein.
Als der Prinz die Abgangsprüfung an der Schule bestanden hatte,
erhielt er als Auszeichnung für feinen beständigen Fleiß eine Denkmünze.
Darüber hat er sich sehr gefreut. Seinen Lehrern war er immer dankbar.
Als er Kaiser geworden war, hat er ihnen hohe Orden verliehen.
Sei fleißig in der Schule und deinen Lehrern dankbar!
Der Kaiser in Trauer.
Als unser Kaiser 29 Jahre alt war, erlebte er viel Trauer;
denn er verlor in einem Jahre feinen Großvater und feinen Vater
durch den Tod. Sein Großvater war Kaiser Wilhelm der Große,
dem Gott ein Alter von beinahe 91 Jahren geschenkt hat. Sein Name
war auf der ganzen Erde bekannt; denn er hat unser Vaterland stark
und mächtig gemacht. Nur wenige Tage war er krank gewesen, da
rief ihn Gott zu sich. Der Vater unsers Kaisers war Kaiser Friedrich.
Er starb 100 Tage später als der Großvater. Ernst und traurig
war unser Kaiser bem Sarge des Großvaters und des Vaters gefolgt.
Denn die schwere Aufgabe, für ein großes Volk zu sorgen, mußte er
jetzt übernehmen.
,.Kronen schützen nicht vor Tränen."
Der Kaiser als Christkind.
Vor dem Weihnachtsfeste ging der Kaiser einmal in Berlin bei
einem Laden vorbei, in dem viele Spielfachen für Kinder ausgestellt
waren. Es war Abend, und das Schaufenster war hell erleuchtet.
Da sah man kleine Wagen mit Pferd und Geschirr, Bälle, Puppen,
Puppenstuben, Trommeln, Reifen, kleine Eisenbahnen und auch ein
Schiff. Vor dem Schaufenster standen zwei Knaben, denen die bunten
Spielsachen sehr gefielen. Der Kaiser fragte sie: „Was gefällt euch
wohl am besten?" Sie sagten: „Das Dampfschiff dort." Da sagte
der Kaiser: „Da müßt ihr das Christkind bitten, daß es euch das
Dampffchiff schenkt." Aber die Knaben antworteten traurig: „Uns
bringt es nicht so schöne Geschenke." Da sagte der Kaiser: „So will