Der deutsch-französische Krieg von 1870 und 71. 115
Die Schlachten bei Metz, den 14., 16 imb 18. Auanst. Am 14. August
■griff Steinmetz die Nachhut der französischen Armee bei Conrcelles an und trieb
sie in einem blutigen Gefecht bis vor die Wälle von Metz Napoleon verließ
fein Heer uud eilte nach dem Lager von Chalons, wo die Trümmer feiner bei
Weißenburg und Wörth geschlagenen Armee sich sammelten. Als Bazaine am 16.
versuchte, der ihm drohenden Gefahr auszuweichen. war es zu spät, beim schon
trat ihm bas britte (braiibeitburgifche) Armeecorps in beit Weg uud hielt todes¬
mutig beut Anprall ber feinblichen Übermacht Staub. In dem stundenlangen
furchtbaren Riugeu verlor es ein Drittel feiner Mannschaft, aber es wich keinen
Fuß breit zurück. Eublich brachte das 10. Corps im Verein mit Abteilungen
des 8. und 9. Corps die lang ersehnte Hilfe. Da räumte Bazaine das Schlacht¬
feld und zog sich auf Metz'zurück. Es blieb ihm uur noch die Straße nach
Norden offen, unb diese würbe ihm am 18. infolge ber siegreichen Schlacht bei
Gntvklatte verlegt. Die Franzosen hatten eine stark befestigte Stellung ans bett
Anhöhen zwischen beit Dörfern Gravelotte, Rezonville und Saint-Privat. Sie
wehrten sich tapfer, aber die deutsche Kraft war stärker. Gravelotte wurde von
t)en Pommern, Saint-Privat unter schweren Verlusten von der preußischen Garde
und dem königlich sächsischen Armeecorps erstürmt, und am Abend war das ganze
französische Heer nach Metz zurückgeworfen uud auf feiner ganzen Linie ein¬
geschlossen. Prinz Friedrich Karl erhielt die Aufgabe, den geschlagenen Feind mit
230000 Mann festzuhalten, bis der Hunger thu zur Übergabe zwingen würde.
Aus den nock übrigen Truppen der ersten und zweiten Armee bildete der König
eine neue, bie sogenannte Maas-Armee, bereit Führung er dem Kronprinzen
Albert von Sachsen anvertraute. Die neu gebildete Armee fiel ttitit in die Cham¬
pagne ein, während der Marsch der dritten Armee auf Chalons gerichtet war.
Die Schlacht bei Sedan. Als unser Kronprinz Chalons erreichte, fand
er das dortige Lager bereits leer. Mac Mahon war mit etwa 100000 Mattn
nach Reims "marschiert, um bem iit Metz eingeschlossenen französischen Heere Hilfe
zu bringen. Moltke vereitelte biefeit Plan. Als Mac Mahon bei Seban bie
Maas erreichte, war er überall von deutschen Truppen umstellt. Am 1. Sep¬
tember würbe er mit boppelter Übermacht von beit Deutschen angegriffen. Zwar
verteidigten sich bie Franzosen mit bem Mute ber Verzweiflung, boch es war
umsonst. Napoleon gab sich mit ber ganzen Armee gefangen. Er schickte att
König Wilhelm einen Brief, ber mit bett Worten begann: „Da es mir nicht ver¬
gönnt gewesen ist, au ber Spitze meiner Truppen beit Tob zu finden, so über¬
reiche ich Ew. Majestät meinen Degen." Am 2. September streckte bic große
französische Armee bie Waffen. Napoleon witrbe für bie Dauer feiner Gefangen¬
schaft das Schloß Wilhelmshöhe bei Kassel zum Aufenthalt überwiesen. Seine
Herrschaft war zu Ende; burch bie Schlacht von Seban sank sein Thron in Trümmer.
Der Fel0;,m neue» Die französische Republik. Vergebliche Friede,,s-
verhandlilnrien In Paris würbe auf bic Ktmbe von ber Kapitulation zu
(Bebau sofort bie kaiserliche Regierung beseitigt unb das Banner ber Republik
entfaltet. Die Kaiserin Engcnie' floh mit ihrem Sohne nach England. An bte
Spitze ber Republik stellten sich: ber General Trochu, bie Abvokaten Favre und
Gambetta und der Historiker Thiers. In Deutschland erwartete man, diese
Männer würden in der richtigen Erkenntnis der Dinge bemüht sein, Frankreich
beit Friebeit zu geben. Sie traten zwar mit Deutschlaub itt Unterhandlung,
wollten sich jedoch in keinem Falle zur Abtretung von Elsaß uub Lothringen ver¬
stehen. So begann ber Kampf gegen bas republikanische Frankreich.
Die Ginschliemmn von Paris. Die deutschen Heere marschierten nun
auf Paris zn. Es war ihre Aufgabe, diese Riesenstadt, welche von zahlreichen
und starken Festungswerken umgebe» war, mit eisernem Ringe zu umschließen
und ihr lebe Zufuhr vou Lebensrnitteln, jebe Verbtttbmig nach aitßeit hin abzu¬
schließen. Paris war auf längere Zeit mit Nahrungsmitteln versehen unb trotzte
auf feine Stärke; zugleich hoffte es auf Entsatz, beim int Norden, Westen und
Süben Frankreichs würben zahlreiche Heere gebildet, welche ber bebräugten Haupt¬
stabt Hilfe zu bringen bereit waren. Zugleich würbe bas Landvolk gegen die
Deutschen aufgehetzt,' und bewaffnete Banden bedrohten ihre Heere im Rücken.
Die itbcrnitlic von Smtftlmrn und Metz. Der Feftuitgstneg wurde
von deutscher Seite mit besonderem Nachdruck fortgesetzt, namentlich hatte Straß-