82 Der siebenjährige oder dritte schlesische Krieg.
sie, von ihren tapferen Ungarn kräftig unterstützt, den Kurfürsten Karl von Bayern
und die mit ihm verbündeten Franzosen aus Böhmen vertrieben, ja sogar Bayern
erobert hatte, schien ein zweiter Krieg nur eine Frage der Zeit. Um ihrem Angriffe
zuvorzukommen, rückte der König im August 1744 in Böhmen ein und nahm schon
tm September Prag mit Sturm, konnte sich aber in Böhmen nicht halten, weil
er nicht nur von einem österreichischen Heere bedrängt wurde, sondern seiu Heer
auch durch Mangel und schlechte Verpflegung zum Teil ausgerieben war. Er zog
nach Schlesien und traf bei Holieufricdvcrg auf die vereinigten Österreicher und
Sachsen. Diese wurden in der Morgendämmerung des 4. Juni 1745 geschlagen,
noch ehe die Österreicher sich gesammelt hatten. Nach wenig Stunden war auch
der Sieg über diese errungen. Ein preußisches Dragonerregiment allein war
zwanzig österreichische Bataillone über den Haufen und eroberte 66 Fahnen. Daran
besiegte Friedrich bei Lvvr ein zweites österreichisches Heer (30. September 1745),
während der alte Dessauer am 15. Dezember 1745 die Sachsen bei KesselSdvrf,
unweit Dresden, vollkommen in die Flucht schlug. Maria Theresia blieb nichts
übrig, als Frieden zu schließen. Im Dezember 1745 kam es zum Dresdner
Frieden, in welchem sie die Abtretung Schlesiens bestätigte, beider war auch
damit der Besitz dieses Landes noch nicht endgültig gesichert, denn Friedrich mußte
noch den siebenjährigen Krieg führen, von dem wir im nächsten Bild hören werden.
57. Der siebenjährige oder dritte schlesische Kriegs 1756—1763.
Ursachen des Krieges. Maria Theresia schien über den Verlust Schlesiens
untröstlich zu seiu, und brach in Thränen aus, weint sie einen Schlesier sah.
Es gelang ihrem Minister Kaunitz, 'mit Rußland, Frankreich, Sachsen und
Schweden ein Bündnis zu schließen gegen Friedrich II.; so durfte sie hoffen,
endlich über ihn zu siegen. Dieser aber erhielt von allem Kunde uud beschloß,
feiueu Feinden zuvorzukommen.
In der Schlacht bei Pran (6. Mai 1757) siegte Friedrich 'zwar unter
großen Verlusten über die Österreicher, aber ber erprobte Fvlbtimrichnll Schwerin
verlor hier sein Leben. Als ber Sieg sich auf bie Seite ber Feiitbe zu neigen
schien, ergriff Schwerin eine Fahne und stürmte voran in bie feiiiblichen Reihen.
Von fünf Kugeln burchbohrt sank er zusammen. Der Tob bes tapferen Generals
entflammte bie Solbaten zur äußersten Anstrengung, Der Sieg kostete 12000Mann.
Verlust bei Kolli», 18. Juni 1757. Bei biefeiit unweit ber Elbe liegenben
£)i:te hatte Friebrich ben klugen General Dnint angegriffen. Anfänglich ging
alles gut, baun aber trat burch bes Königs Schulb Verwirrung und zuletzt wilde
Flucht ein. Friedrich drang bis au die feindlichen Kanonen vor, ohne darauf zu
achten, daß fein Häuflein geflohen oder gefallen fei. Nachdem ihm sein Adjutant
zugerufen: „Wollen Ew. Majestät denn die Batterie allein erobern * hielt er an,
betrachtete durch etn Fernglas den Feind und gab den Befehl zum Rückzüge. Der
König faß in trüben Gedanken auf einem Brmmenrohre, als die Reste feiner
tapfern Garde vorüberzogen. Mit Thränen in den Augen sprach er zu ihnen:
„Kinder, ihr habt heut einen schweren Tag gehabt, aber ich will alles wieder
gut machen!" Er mußte itttit Böhmen verlassen, und von allen Seiten drangen
die Feinde auf ihn eilt.
Sie« bei Notzbach, 5. Nnvembcr 1757. Zunächst wandte sich der König
gegen dte Franzosen uud traf sie, vereinigt mit der deutschen Reichsarmee, bei
Roßbach, unweit Weißenfels. Sie waren dreimal stärker als bie Preußen uub
hatten nur bie eine Sorge, Friebrich möchte ihnen entwischen. Die Pariser
freuten sich schon barauf, ihn als Gefangenen zu sehen. Die Preußen kochten
gerabe ihr Essen, als bie Franzosen heranzogen. Da gab ber König ben Befehl
zur Schlacht, und in wenigen Äugenblicken stand die Armee schlagfertig da. Der
Reitergeneral Tcidlitz fuhr wie ein Wirbelwind unter die Franzosen, und in
wenigen Stunden war ein herrlicher Sieg erfochten. In wilder Flucht liefen
die Franzosen davon; nur 91 Tote kostete den Preußen dieser Sieg Aber ganz
Deutschland freute sich darüber und man fang: „Unb wenn ber große Friebrich
kommt uub klopft nur auf bie Hofen, so läuft bie ganze Reichsarmee, Panduren
unb Franzosen."
Tiea bei Lcuthen, 5. Dezember 1757. Nunmehr eilte ber König mit
fernem kleinen Heere, von ben Feiudeu fpottweife „bie Berliner Wcichpcircibe"