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Zu den fachwissenschaftlichen Werken gehört
neben dem Handbuch „Über die Behandlung des Pferdes",
der Schrift „Über die Pflichten eines Reiterobersten“, der
„Abhandlung über die Jagd“, besonders der,,Oikon6mikos“,
eine Art Handbuch der Haus- und Landwirtschaft da¬
maliger Zeit. Besonders anziehend sind hier die Ein¬
gangsbetrachtungen, welche zeigen, ,,wie ein Hauswirt
seine junge Frau liebevoll und einsichtig zur Tätigkeit und
Tüchtigkeit im Hauswesen erziehen soll". — Die übrigen
Schriften X.s — wir haben im ganzen noch 14 selbstän¬
dige Werke von ihm — sind meist kleineren Umfangs.
Mit bemerkenswerter Kunst handhabt X. die Stil¬
formen. In der „Griechischen Geschichte“ wandelt
er im ganzen die Bahnen des Thukydides, wenn auch von
vornherein hinter ihm zurückbleibend und allmählich selb¬
ständigere Wege in einer gewissen Annäherung an die Art
der Anabasis einschlagend; in dieser selbst bewegt er sich
in dem leichteren Stil, der dem Verfasser von Memoiren
so gut ansteht; „in den sokratischen Schriften behandelt
er mit bemerkenswerter, wenn auch hinter der Meister¬
schaft Platons selbstverständlich zurückstehender Geschick¬
lichkeit die wahrlich nicht leichte Form des Dialoges; mit
einem Worte: er zeigt auch als Stilist ein ausgesprochenes
Talent. Seine Darstellungsweise ist meist von ein¬
facher, vielfach mit Anmut gepaarter Natürlichkeit; die
Alten haben ihn auf Grund derselben die „attische Biene“
genannt. Trotz einer Reihe von nichtattischen Wörtern
gehören seine Schriften doch zu den Mustern des attischen
Stils. Durchgängig leitet ihn das Bestreben, seine Er¬
fahrungen, Eindrücke und Erlebnisse zur Belehrung anderer
niederzuschreiben, und da er zugleich eine vorwiegend
praktisch-nüchterne Natur ist, so tritt der Wunsch zu
belehren und die Neigung zum schulmeisterlichen Ab¬
urteilen . . . bisweilen stark, ja wohl störend hervor. Wo