Full text: Deutsche Geschichte in der neueren Zeit (H. 3)

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Niederlande kamen an seinen Sohn Philipp II, die Kaiserwürde an 
seinen Brnder Ferdinand, dem er die österreichischen Länder schon früher 
überlassen hatte. So teilte sich das Haus Habsburg in zwei Linien, 
eine spanische uud eine österreichische. Karl zog sich gleich daraus in 
das spanische Kloster San Inste in Estremadura zurück, wo er im 
Jahre 1558 starb. 
2. Die Zeit vor dem großen Kriege. 
Unter Kaiser Ferdinand I, 1556 — 1564, und unter seinem 
Sohne Maximilian II, 1564—1576, hatten die Protestanten sich 
nicht über Verfolgung zu beklagen. Aber sie selbst waren uneinig. 
Gleichzeitig mit Luther hatte nämlich Ulrich Zwingli zu Zürich in 
der Schweiz eine von Rom unabhängige Kirche begründet, welche auch 
im südwestlichen Deutschland Wurzel faßte, jedoch in wichtigen Punkten 
von der Lehre Luthers abwich. Die Lehre Zwinglis wurde dann von 
dem Franzosen Johann Calvin in Gens umgebildet, und seine refor¬ 
mierte Lehre verbreitete sich namentlich in Frankreich, in den Nieder¬ 
landen und in Schottland. Und nicht nur Lutheraner und Calvinisten 
lagen in Streit mit einander, sondern auch unter den Lutheranern selbst 
entstanden Parteien, die sich in Wort und Schrift mit Haß und Er¬ 
bitterung bekämpften. Dieser Zwist hemmte die weitere Ausbreitung 
der Reformation; noch mehr aber schadete ihr der geistliche Orden der 
Jesuiten, welcher, von dem spanischen Edelmann Ignatius von 
Loyöla gestiftet und im Jahre 1540 vom Papste bestätigt, sich die 
Aufgabe fetzte, den Protestantismus mit allen Mitteln zu bekämpfen, 
und in allen katholischen Staaten bald einen sehr großen Einfluß 
gewann. 
Von den Fürsten dieser Zeit war der mächtigste, Philipp II 
von Spanien, ein entschiedener Vorkämpfer des Katholicismus; aber 
sein Versuch, den protestantischen Glauben und die Freiheiten der 
Niederlande zu unterdrücken, hatte den Abfall dieser blühenden Pro¬ 
vinzen zur Folge. Als er spanische Truppen in das Land schickte und 
zur Bekämpfung der Ketzer die Inquisition einführte, welche durch 
Folter, Richtbeil und Scheiterhaufen Schrecken verbreitete, schloß der 
Adel der Niederlande eine geheime Verbindung, das Kompromiß
	        
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