Full text: Deutsche Geschichte in der neueren Zeit (H. 3)

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genannt, und übergab der Statthalterin Margarethe von Parma, 
Philipps Schwester, eine Bittschrift, in welcher der König um Milde¬ 
rung seiner Verordnungen ersucht wurde. Da aber Philipp die ver¬ 
haßte Inquisition bestehen ließ, so kam es zu Unruhen, bei welchen 
Rotten von Bilderstürmern, durch hitzige Prediger aufgeregt, 
Hunderte von Kirchen und Klöstern verwüsteten. Da schickte der König 
ein spanisches Heer unter dem finsteren Herzog von Alba nach 
Brüssel, der alsbald mit unerhörter Grausamkeit auftrat: er ließ 
Tausende von Verdächtigen durch den von ihm eingesetzten Rat der 
Unruhen, von dem Volke Blutrat genannt, zum Tode verurteilen, 
darunter zwei der angesehensten Führer des Adels, die Grafen Egmont 
und Hoorn, welche auf dem Marktplatz von Brüssel enthauptet wurden. 
Nun aber erhob sich unter der Leitung des klugen und standhaften 
Fürsten Wilhelm von Oranien ein allgemeiner Aufstand, dessen 
weder Alba noch seine Nachfolger Herr zu werden vermochten. Während 
eines langen und wechselvollen Kampfes rissen sich im Jahre 1581 die 
sieben nördlichen Provinzen des Landes, welche dem reformierten Glauben 
anhingen, von Spanien los und wählten als Republik der ver¬ 
einigten Niederlande Wilhelm von Oranien zum Statthalter, 
während die südlichen, katholisch gebliebenen Provinzen, das heutige 
Belgien, sich der spanischen Herrschaft wieder unterwarfen. Die nieder¬ 
ländische Republik, auch Holland genannt, wurde unter Erbstatthaltern 
aus dem Hanse Oranien durch Handel und Gewerbe reich und war 
im 17. Jahrhundert eine Seemacht, die sich mit Frankreich und Eng¬ 
land messen konnte. 
Unter dem Sohne und Nachfolger Maximilians II, dem trägen 
und unfähigen Kaiser Rudolf II, 1576 — 1612, der den Protestanten 
abgeneigt war, kam es auch in Deutschland zu neuen Unruhen, welche 
die Folge hatten, daß eine Anzahl von Fürsten und Reichsstädten sich 
zu einer protestantischen Union unter Leitung des Kurfürsten von der 
Pfalz vereinigten, worauf sich ihr unter dem Herzog Maximilian 
von Bayern eine katholische Liga entgegenstellte. Als in dieser Zeit 
der letzte Herzog von Jülich, Cleve und Berg starb und um seine 
am Niederrheiu gelegenen Länder der so genannte Jülichsche Erb¬ 
folgestreit sich erhob, kam es beinahe schon zum offenen Kampf 
zwischen den beiden Verbindungen.
	        
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