Full text: Deutsche Geschichte bis zum Ausgang des Mittelalters (H. 2)

3. Das Zeitalter der salischen Kaiser. 
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Vasall hatte dem Lehnsherrn Abgaben zu entrichten und Kriegsdienste 
zu leisten. Nach dem Tode des Vasallen fiel das Lehen an den Lehns¬ 
herrn zurück, der es in der Regel an den Sohn des verstorbenen Vasallen 
wieder verlieh. 
Die niedern Rcichslehen werden erblich. Im Laufe der Zeit waren 
die Herzogtümer als erbliche Lehen angesehen worden. Die Herzoge 
fühlten sich dadurch dem Kaiser gegenüber in einer gewissen Unabhängig¬ 
keit. Wie einst Otto I. die Bischöfe zu weltlichen Landesfürsten ihrer 
Sprengel erhoben hatte, um im Falle der Not in ihnen eine treue Ge¬ 
folgschaft gegen die Herzoge zu haben, fo erklärte Kaiser Konrad II. die 
niedern Reichslehen als erblich in der Familie der Belehnten. Diese 
waren dem Kaiser dafür um so treuer ergeben. Freilich behielt der Kaiser 
das Recht, unbotmäßigen Vasallen das Lehen zu nehmen. 
Die Belehnung geschah bei den Herzogtümern und großern Lehen 
durch Überreichung einer Fahne, daher der Name Fahnenlehen. 
Familienstrcitigkcitcn. Die burguudische Erbschaft brachte Konrad in 
kriegerische Verwicklungen mit seinem Stiefsohn Ernst. Diese Streitig¬ 
keiten, in denen die deutsche Treue eine hervorragende Rolle spielt, hat 
llhland in seinem Drama Ernst, Herzog von Schwaben, an der 
Hand geschichtlicher Quellen dargestellt. 
Der kinderlose König Rudolf III. von Burgund hatte den Sohn 
feiner ältesten Schwester, Kaiser Heinrich II., zum Erben seines Reiches 
eingesetzt. Indessen starb Heinrich II. vor Rudols. Rudolf erklärte nun auf 
Drängen der Vasallen, er habe Heinrich II. als dem Sohne seiner 
Schwester, nicht aber als Deutschem Kaiser die Erbfolge zugesichert. 
Konrad der II. ließ diese Erklärung nicht gelten. Er behauptete, daß der 
Deutsche Kaiser oberster Lehnsherr über Burgund sei, besetzte die 
burguudische Festung Basel und zwang Rudols III., die Erbfolge auf 
des Kaisers Sohn Heinrich zu übertragen. Deswegen empörte sich 
außer andern Verwandten Herzog Ernst II. von Schwaben, der als 
Enkel einer jüngern Schwester Rudolfs Ansprüche auf Burgund erhob. 
Dieser Herzog Ernst II. von Schwaben ist Sohn der Kaiserin Gisela, 
Konrads II. Gemahlin, die vorher mit Herzog Ernst I. von Schwaben 
vermählt gewesen war. 
Die Empörung Ernsts II. gegen seinen kaiserlichen Stiefvater schlug 
fehl. Nach Ulm zur Verantwortung geladen, erschien er mit seinen Dienst¬ 
mannen. Als er diese hier zur Hilfe aufrief, erklärten sie: „Wir haben 
Euch Treue geschworen gegen jedermann, nur nicht gegen den Kaiser. 
Wollt Ihr uns gegen den Kaiser führen, so sind wir entschlossen, Euch 
zu verlassen." In dieser Antwort bekundet sich die Dankbarkeit 
der kleinern Lehnsträger gegen den Kaiser, der diese Lehen 
als erblich erklärt hatte. Ernst wurde als Gefangener nach Schloß 
Giebichenstein bei Halle abgeführt. Nach einem Jahre begnadigte ihn
	        
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