Full text: Brandenburgische Geschichte bis zu Friedrich dem Großen (H. 6)

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Vertrag von Xanten vom Jahre 1614, nach welchem Johann Sigis¬ 
mund Kleve, Mark und Ravensberg erhalten sollte, keine endgültige 
Regelung des jülich-kleveschen Erbfolgestreits; sie ist erst viel später 
erfolgt, aber in der Hauptsache entsprechend jenem Vertrage. 
§. 2. Der große Kurfürst. 
Die Erwerbungen Johann Sigismunds sind für die Macht des 
Hauses Hohenzollern sehr wichtig geworden; damals aber, als sie 
gemacht wurden und noch lange nachher haben sie nichts dazu bei¬ 
getragen, Brandenburgs Macht zu verstärken. Wäre Brandenburg 
aber auch viel stärker gewesen, als es war, und hätte Kursürst 
Georg Wilhelm, welcher 1619—1640 regierte, auch eine weit 
größere Energie besessen, als er besaß, dennoch wäre das furchtbare 
Unglück, welches durch die gewaltigen Stürme des dreißigjährigen 
Kriegs über das arme Land hereinbrach, nicht abzuwenden gewesen. 
Schon daß nach der Schlacht am weißen Berge ein Mann wie 
Kaiser Ferdinand II unumschränkter Herrscher von Böhmen wurde, 
war für Brandenburgs Machtstellung sehr bedenklich; schlimmer noch 
war es, daß durch die Übertragung der pfälzischen Kur an Bayern 
die Katholiken die Mehrheit in dem Kurfürsten-Kolleginm erhielten, 
und als nach dem Restitutions-Edikt die Katholiken in ihrer Sieges¬ 
freude gar darauf ausgingen, das Ordensland Preußen der Kirche 
wieder zu geben, die märkischen Bistümer herzustellen und die ein¬ 
gezogenen geistlichen Güter zurückzunehmen, da konnte sich Georg 
Wilhelm nicht verhehlen, daß er damit zu Grunde gerichtet würde. 
Freilich erschien nun ein Retter; aber Gustav Adolf hatte während 
seines Krieges mit Polen sich der preußischen Küstenstädte bemächtigt 
und nahm nach seiner Landung in Deutschland Pommern in Besitz, 
auf welches Land Brandenburg einen alten, mühsam erstrittenen und 
von Kaiser und Reich anerkannten Erbansprnch hatte, der bei dem 
nahe bevorstehenden Ableben des damaligen pommerschen Herzogs 
zur Geltung kommen sollte. Unter solchen Umständen war es nicht 
zu verwundern, daß Georg Wilhelm nur zögernd und fast gezwungen 
ans das schwedische Bündnis einging, und daß er, nachdem durch 
Gustav Adolfs Siege die äußerste Gefahr abgewendet war und die
	        
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