Karl der Große.
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gewesen war (796). — Die Unterwerfung der Slaven jenseits
der Elbe gelang nur vorübergehend. Dagegen zog Karl mit Erfolg
gegen die räuberischen Normannen zu Felde und sicherte das nord-
albingische Sachsen bis zur Eider dem fränkischen Reiche.
Die Aufrichtung des abendländischen Kaisertums (800).
Bei einer Prozession wurde im Jahre 799 der Papst
Leo III. von seinem Zelter gerissen, zu Boden geschleudert und
mißhandelt. Im folgenden Jahre eilte Karl nach Rom, um dem
bedrängten Oberliirten gegen die Empörer beizustehen. Er ließ
über die Verbrecher eine schwere Strafe verhängen und hielt am
24. November 800 seinen feierlichen Einzug in die ewige Stadt.
Am Weihnachtstage desselben Jahres setzte der Papst dem Könige
der Franken in der Peterskirche die römische Kaiserkrone aufs
Haupt, huldigte ihm nach altem Brauche und begrüßte ihn als
Kaiser und Augustus. Der weite Tempel aber hallte wieder
von dem Jubel des Volkes: „Dem Augustus Karl, dem von Gott
Gekrönten, betn großen und friedenbringenden Kaiser der Römer
Leben und Sieg!"
Karls Thätigkeit für das Leich. — Sein Tod.
Größer noch, als durch seine Eroberungen, ist Karl durch
seine weise Regierung. In jedem Gau hatte ein vom Landesherrn
ernannter Graf die Rechtspflege und das Kriegswesen zu besorgen.
Außerdem gab es noch Königsboten, die jedes Jahr bestimmte
Teile des Reiches bereisten, um die Beamten zu beaufsichtigen,
Klagen anzuhören, streitige Rechtsfälle zu entscheiden, über die
Erhaltung der Brücken und Wege zu wachen, u. s. w. Auf den
allgemeinen Reichsversammluugen, den sog. Maifeldern, entschied der
König selbst nach Beratung mit den geistlichen und weltlichen
Großen über Krieg und Frieden und über neue Gesetzesvorschläge.
Die Landesgesetze bestanden teils in den alten Volksrechten der
einzelnen Stamme, teils in den Reichsverordnungen oder Kapitu¬
larien, welche der Landesherr auf dem Maifelde erließ.
Besondere Sorgfalt widmete Karl auch dem Schulwesen und
der Pflege der Wissenschaften. Er gründete Kloster- und Dom-
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