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Das Mittelalter.
Gelehrsamkeit. Es waren Grammatik, Dialektik (Denklehre)
und Rhetorik (Redekunst); Musik, Arithmetik, Geometrie
und Astronomie.
Kunst, Kcmdet unb Gewerbe.
Die Musik wurde im Anfange des Mittelalters fast nur für
und durch die Kirche gepflegt. Schon in den Katakomben waren
Psalmengesänge üblich, die in den Zeiten der Verfolgungen nicht
selten die Christen den Heiden verrieten. Organisiert und festbe¬
gründet wurde dieser Gesang durch den Papst Gregor den Großen
(f 604), welcher den Choralgesang einführte.
Die ersten christlichen Kirchen wurden nach dem Muster der
römischen Basiliken gebaut und bildeten ein längliches Viereck,
welches durch zwei Säulenreihen in drei Schiffe geteilt wurde. Im
griechischen Reiche bildete sich vorzugsweise unter Justinian der
byzantinische Baustil aus, dessen wesentliche Eigentümlichkeit der
Kuppelbau ist. Aus dem byzantinischen Gewölbebau entwickelte
sich der romanische oder Rundbogenstil, der aber erst um das Jahr
1100 seine Blüte erreicht.
Alle Natur- und Kunsterzeugnisse, welche das weite Asien bot,
kamen im Anfange des Mittelalters nach Europa über Alexandrien.
Seitdem aber dieser Platz in den Händen der Sarazenen war, gingen
die Waren über Konstantinopel, das nunmehr asiatisch-europäischer
Zwischenmarkt wurde. Allmählich blühten auch Venedig, Genua
und Marseille empor; letzteres wurde der wichtigste Stapelplatz
für den Handel des westlichen Europa.
III. Vom Tode Karls des Großen bis zu den Kreuzzügen.
(814—1096.)
1. Das ungeteilte fränkische Reich bis ;um Pertroge zu Uerdun.
Ludwig der fromme. (814—840.)
Um die Einheit des Reiches zu erhalten, ernannte Ludwig
schon im vierten Jahre der Regierung seinen ältesten Sohn Lothar
zum Mitkaiser und Nachfolger in dem größten Teile der Monarchie.
Die beiden jüngeren Söhne wurden gewissermaßen nur Unterkönige