Aauern und Landsknechte
^6. Jahrhundert.
Vertreter zweier Stande, die vom 11. Jahrhundert an beständig in
feindlichem Gegensatze zu einander gestanden, bis erst die Neuzeit eine
Versöhnung und einen Ausgleich zwischen ihnen geschaffen hat, führt unser
farbenreiches Bild vor: Hier Bauern,* Glieder des Nahrstandes, denen
friedliche Arbeit, emsiges Bauen und Schaffen als höchster Ruhm gelten
muß, uud dort Landsknechte, Angehörige des Wehrstandes, bestimmt und
bereit, in wilder Kriegsarbeit Geschaffenes zu zerstören, Gebautes zu vernichten.
Nicht aber der Zwiespalt, der von alters zwischen diesen gegensätzlichen
Volkskreisen herrscht, bildet den Gegenstand der Darstellung, sondern unser
Bild weist uus hin anf die Berührungspunkte, die trotz fo tiefgehender
Verschiedenheit zwischen den friedlichen Ackerbanern einerseits und friedlosen
Berufskriegern andererseits zu finden sind: Auch in denen, die schon seit
Jahrhunderten nur den Pflng zu führen gewöhnt sind, lebt als Erbteil
der waffenkundigen Vorfahren ein Rest jener Kriegs- und Abenteuerlust,
welche von jeher als einer der hervorstechendsten Züge germanischen Wesens
galt. In diesem Sinne kann Joh. Stumpfs von feinen zeitgenössischen
Landsleuten, den Schweizern des 16. Jahrhunderts, sagen: „Alle ftünd
sind zum Krieg geschickt, der Edelman, Burger und Paner, auch die Priester
ziehend mit. Alle Mannspersonen .. . sind von natur merteil zun Waffen
erkoren." Und ähnlich heißt es von den Deutschen, insbesondere den
deutschen Bauern, aus wenig späterer Zeit (1570): „Es seind aber viel aus
* Ursprünglich bestand der größere Teil der Nation aus Bauern, d, H. Landbewohnern, die
sich mittelbar oder unmittelbar mit Ackerbau und Viehzucht beschäftigten. Sie unterschieden
sich seit alter Zeit von einander durch ihre Freiheit und Unfreiheit, durch die Größe
ihrer Besitzungen und durch ihre Rechtsverhältnisse an dem innegehabten Gute. Als
ein besonderer Stand jedoch werden die Bauern erst seit dem 12. uud 13. Jahrhundert
aufgeführt, und zwar kam im 12. Jahrhundert der Gegensatz auf zwischen Rittersleuten
und Bauern, Ritterbürtigeu und Bauern und im 13. Jahrhundert der Gegensatz zwischen
Ministerialen und Bauern und Bürgern und Bauern.