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Die Griechen.
Die Lokrer von Amphissa hatten nämlich ein dem del¬
phischen Gotte geweihtes Gebiet in Besitz genommen. Der athe¬
nische Redner Äschines, der im Solde Philipps stand, beantragte
nun bei den Amphiktyonen, die Lokrer dafür zu bestrafen und die
Vollstreckung der Strafe dem Könige Philipp zu übertragen. Der
berühmte Redner Demosthenes war der einzige, der die große
Gefahr erkannte, die von Norden her drohte. Vergebens warnte
er die Athener, vergebens machte er sie auf ihre Verblendung auf¬
merksam; man ließ Philipp ungehindert durch die Thermopylen
ziehen. Als dieser nun aber die Festung Elatea in Phocis be¬
setzte, da erkannten auch die Verbündetsten seine Absichten. Die
verbündeten Athener und Thebaner zogen gegen den übermütigen
Eindringling zu Felde und trafen bei Chäronea in Böotien mit
ihm zusammen. Philipp siegte und machte sich durch diese einzige
Schlacht zum Herrn von ganz Griechenland.
IV. Bon der Schlacht bei Chäronea bis zur Teilung des
persisch-macedonischen Weltreiches.
(338—301 v. Chr.)
$tfeaeemöer der g>roße. (336—323 v. Chr.)
Während der König Philipp von Sieg zu Sieg eilte, wuchs
ihm zu Hause sein Sohn Alexander in voller Blüte heran. Der
berühmte Aristoteles übernahm seine Erziehung und flößte ihm
eine besondere Vorliebe für die Gesänge Homers ein. Die Ilias
ruhte stets unter dem Kopfkissen des königlichen Prinzen, dessen
ganzer Ehrgeiz darauf gerichtet war, große Thaten zu vollführen
wie Achill. Mit achtzehn Jahren schlug Alexander unter seinem
Vater in der Schlacht bei Chäronea die hl. Schar der Thebaner;
Philipp umarmte ihn und sprach: „Mein Sohn, suche dir eiu
anderes Königreich, das meinige ist dir zu klein."
Gleich nach dem Tode seines Vaters (336) ließ sich der
junge, erst einundzwanzigjährige König Alexander in Korinth zum
Oberfeldherru aller Griechen gegen die Perser ernennen. Er war
fest entschlossen, den bereits von Philipp II. gefaßten Plan eines
Feldzuges nach Persien auszuführeu, um die bei Marathon, Ther-