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Die Römer.
nicht mehr gefällt, setzen sie ihn ab, ermorden ihn und ernennen
einen neuen. In einem Zeitraume von 120 Jahren (180—300)
herrschten nicht weniger als sechsunddreißig Kaiser; von diesen
wurden siebenundzwanzig ermordet, drei fielen im Kriege, und nur
sechs starben eines natürlichen Todes. Und was für Herrscher
waren diese Soldatenkaiser! Meistens verkommene, lasterhafte Un¬
menschen, befleckten sie durch unerhörte Greuel, Ausschweifungen
und Thorheiten ihre Regierung und brachten unsägliches Elend
über die Welt. Oft standen auch Gegenkaiser auf, und dann
erhob sich ein Krieg aller gegen alle. Dazu kam die Verworfenheit
der meisten Bürger. Äußerlich mit einer Tünche von Bildung
überstrichen, sind sie innerlich ohne Ehrgefühl, ohne Gesinnungs¬
tüchtigkeit, ohne Willensstärke, bald dem höchsten Unglauben, bald
dem wahnwitzigsten Aberglauben ergeben. An die Pforten des
Reiches aber pochen ungestüm mit nerviger Faust barbarische
Völker und begehren Einlaß. Bis jetzt sind sie noch von bert
kräftigen Kaisern mit Waffengewalt, von ben schwachen bttrch Tribut
zurückgehalten worben. Nnr die innere Zwietracht der fremden
Völker unb die Regierung einiger guten Kaiser halten den Sturz
des Kaiserreiches noch eine Zeitlang auf.
Die Ghristenverfolgungen unter den römischen Kaisern.
Unter der Herrschaft der römischen Kaiser breitete sich die
Lehre Jesn Christi immer weiter ans, und balb würben ihre
Segnungen sichtbar. Die Bekenner ber neuen Religion waren
nicht mehr ben Lastern ergeben, bie bas Volk ber Griechen unb
Römer bisher geschänbet hatten. Die Christen waren bie besten
Bürger, bie treuesten Solbaten, bie rechtschaffensten Kaufleute, bie
gewissenhaftesten Eltern. Sie waren eifrig in der Nächstenliebe,
gegen Heiden sowohl, als auch gegen Mitchristen, aber Gott unb
Gottes Sohn liebten sie über alles.
Und doch wurde die christliche Religion verfolgt, nicht nur
vorn jüdischen hohen Rate, sondern besonders von den römischen
Kaisern der drei ersten Jahrhunderte. Man verwechselte vielfach
die Christen mit den verhaßten Juden, sodaß die Kaiser glaubten,
dieselben nicht genug BebrMen zu können. Mancher besorgte Kaiser