Full text: Kurfürst Friedrich I. (Bd. 1)

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Glauben, denn die Leute dachten mit Sehnsucht an die Zeiten 
zurück, in welchen die Anhaltiner das Land regierten. Wie 
jammervoll erschien dagegen die Gegenwart, was konnte die 
Zukunft noch alles bringen! Das Geheimnisvolle, Rätselhafte 
hat immer eine große Gewalt auf die Gemüter der Menschen. 
Es steigerte die Spannung zur Aufregung. Waldemar war 
freilich vor 28 Jahren gestorben, so wenigstens hatte man 
allgemein geglaubt, aber Aehnliches war doch schon vorgekommen. 
Vor garnicht langer Zeit war ein Herzog von Mecklenburg, 
den man längst tot geglaubt hatte, nach 26 jähriger Abwesen¬ 
heit aus der Gefangenschaft der Türken heimgekehrt. Endlich 
gewann das Gerücht sichern Boden. Bei dem Magdeburger 
Erzbischöfe, so erzählt man, sei ein alter Pilger erschienen, 
von den Dienern zuerst wegen seines armseligen Aussehens 
zurückgewiesen. Aber an einem Ringe, den er dem Bischöfe 
überreichen ließ, habe dieser mit Staunen das Wappen und 
den Namen Waldemars gesehen. Vorgelassen, erklärte der 
Pilger, er sei Waldemar. Weil er eine Frau aus zu naher 
Verwandtschaft geheiratet, habe er gegen die Satzungen der 
Kirche gesündigt, der Papst habe ihm freilich Absolution er¬ 
teilt, aber die Buße auferlegt, daß er 28 Jahre im heiligen 
Lande weile, ohne daß jemand davon wisse. Deshalb habe er 
die Leiche eines andern als die seine beerdigen lassen, nachdem 
das Gerücht ausgesprengt war, er sei gestorben; dann habe er 
heimlich das Land verlassen. Jetzt zurückgekehrt, finde er 
dasselbe im Elende wieder, er selbst wolle die Regierung nicht 
wieder antreten, aber seinen rechtmäßigen Erben zu ihrem 
Besitze verhelfen. Der Bischof hatte freilich Waldemar nie 
gesehen, aber der Pilger wußte ihm soviel zu erzählen aus 
der Vergangenheit, daß er ihm glaubte. Auch die anhaltinischen 
Herren, der Herzog von Sachsen und die Fürsten von Anhalt 
erkannten den Fremden als ihren Ohm und den wirklichen 
Waldemar an. Von andern Leuten, die ihn sahen und 
sprachen, glaubten ihm die einen, die andern aber nicht. 
Aus Haß gegen Ludwig siel ihm aber der größte Teil der 
Geistlichkeit zu. Als er in der Mark erschien, zog sie ihm 
mit Kreuzen, Fahnen und Lobgesängen entgegen, um ihn 
feierlich in die Städte einzuholen, lieberall bestätigte der 
Pilger unter Waldemars Namen alle Rechte und Freiheiten 
und erteilte mit freigebiger Hand neue. Daher wuchs sein 
Anhang von Tag zu Tag, eine Stadt nach der andern fiel 
ihm zu, so Brandenburg, Berlin, Spandau, Prenzlau. Er
	        
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