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sie an, sich zu geißeln und zu kasteien. Wer die Mittel dazu
besaß, pilgerte nach Rom, wo der Papst einen großen Ablaß
verkündigte; aber nur die Hälfte der Pilger sah die Heimat
wieder, da das Menschengedränge neue Ansteckungen hervor¬
brachte. Nun verzweifelte man auch an der Hilfe der Kirche,
mißhandelte die Geistlichen oder tötete sie gar. Die Menschen
thaten sich zusammen zu Haufen von 40 bis 100 Männern;
entblößt bis zum Gürtel, rannten sie in die Kirchen, geißelten
sich, indem sie Lieder vom Leiden Christi sangen, bis aus das
Blut. Dann zogen sie in andere Orte, wo das Volk ihnen
zulief und scharenweise folgte. Sie umschritten die Kirchen;
einer nach dem andern warf sich aus die Erde, während die
andern über ihn fortschritten. In den Händen hielten sie
Stöcke, von denen drei Stränge, unten geknotet, herabhingen.
Durch die Knoten waren zwei eiserne Stacheln kreuzweis
getrieben, sodaß vier Spitzen, etwas länger als ein Weizen¬
korn, empor standen. Damit geißelten sie sich, daß das Blut
an ihnen herabsloß und die Wände bespritzt wurden. Zu¬
weilen schlugen sie die eisernen Spitzen so fest in die Haut,
daß sie mehr als einmal ziehen mußten, um sie wieder her¬
auszubringen. Indem sie weiter gingen, warfen sie sich plötz¬
lich auf die Erde, mit den ausgebreiteten Armen das Kreuz
Christi nachbildend. Gewöhnlich geschah das, wenn in ihren
Liedern das Leiden Christi erwähnt wurde.
Endlich erlosch die Pest wie von selbst, und mit ihr en¬
deten auch ihre Geißelfahrten.
9, Die Lützelburgischen Markgrafen.
Karl IV. hatte lange die Absicht gehabt, die Mark
Brandenburg an sein eigenes Haus zu bringen. Dazu be¬
nutzte er die Streitigkeiten, welche unter den bayerischen
Brüdern ausgebrochen waren. Es gelang ihm, die beiden
jüngsten, Ludwig den Römer und Otto den Faulen,
durch Verträge dazu zu bringen, daß sie zu seinen Gunsten aus
das Land verzichteten. (Vertrag zu Fürstenwalde 1373.) So
vereinigte er die Mark und die Lausitz mit seinem böhmischen
Königreiche in der Absicht, daß diese Lande aus immer bei¬
sammen bleiben sollten. Die märkischen Stände gaben dazu
ihre Zustimmung.
Karl war ein Fürst, welchem manche Herrschereigenschaften
fehlten. Er war nicht tapfer, sondern seine Staatsweisheit lies
darauf hinaus, durch Verhandlungen, auch durch List und Tücke