VI Vorwort.
gelegentlich verwertet werden sollen. Außer den im Lesebuche
mitgeteilten Perlen der vaterländischen Dichtungen wird der
Lehrer aber auch noch manches andere Gedicht benutzen muffen,
weshalb eine Sammlung vaterländischer Gedichte ein not¬
wendiges Hilfsmittel bei der Vorbereitung auf den Geschichts¬
unterricht ist.
Der vaterländischen Poesie aber kann trotz ihrer Bedeu¬
tung immerhin nur eine dienende Stellung im Geschichts¬
unterrichte eingeräumt werden. Die Forderung, das historische
Gedicht bei der Darbietung eines neuen Pensums stets als
Ausgangspunkt und als Stoffquelle zu benutzen, schließt
eine Überschätzung der vaterländischen Poesie ein. Aus ver¬
schiedenen Gründen kann von einer solchen Verwertung der
vaterländischen Poesie nicht die Rede sein. Es sind nicht für
alle Geschichten geeignete wertvolle Dichtungen vorhanden, so
daß wohl minderwertige Dichtungen an deren Stelle treten,
wodurch aber der erwähnte Nutzen der historischen Dichtung
hinfällig wird. Meistens kann das Gedicht auch erst ver¬
standen und richtig erfaßt werden, wenn durch Mitteilung der
geschichtlichen Thatsachen die historische Grundlage gegeben
worden ist. Gleichwohl kommt es auch dann voll und ganz
zur Geltung, wenn es nicht Ausgangspunkt des Unterrichtes
ist. Gleich den geschichtlichen Quellenstoffen kann es im Vor¬
trage des Lehrers berücksichtigt oder bei der Durcharbeitung
des Stoffes verwendet werden. Ersteres kann bei Gedichten
erzählenden Inhalts dann geschehen, wenn sie einen ge¬
schichtlichen Vorgang in poetischer Form darstellen und somit
inhaltlich mit dem prosaischen Geschichtsvortrag übereinstimmen.
Enthalten sie erweiternde Züge, so dürfen sie nicht in den
Vortrag eingreifen, um dessen Einheit und Abrundung nicht
zu stören. Es ist auch nicht immer nötig, daß ein ganzes
Gedicht in den Vortrag verflochten wird, oft genügen einige
Strophen. Dagegen müssen solche Gedichte den Schülern aus
dem übrigen Unterrichte bekannt sein. Andere Gedichte kommen
bei ber Besprechung des vorgetragenen Stoffes in Betracht,
den sie als ergänzenbe unb veranschaulichend Zugaben ver¬
deutlichen und beleben. Gedichte, welche zu viele Erklärungen
verlangen, laffe man außer acht; denn die Geschichtsstunde
darf nicht eine Deutschstunde werden. Befindet sich das